Franz Paul Wimmer: Unterschied zwischen den Versionen

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Frau Hoffmann hat in ihrer unten angeführten wissenschaftlichen Arbeit dargestellt, warum das Pfadfinden 1909 als schon an deutsche Verhältnisse angepasster Import aus Großbritannien damals nur in München im Königreich Bayern als erstes erfolgreich Fuß fassen konnte und wie durch die damit andernorts - vor allem in Königreich Preussen - verbundenen Probleme ab 1911 eine schrittweise offizielle "Germanisierung" in den späteren Auflagen des Pfadfinderbuches von Alexander Lion nötig wurde, um Pfadfinden auch im übrigen Deutschland - insbesondere dem Königreich Preussen - flächendeckend und gegen die Konkurrenz des damals im Königreich Preussen schon etablierten und völkisch geprägten Wandervogels einführen zu können. Pfadfinden war anfangs ein vor allem bayrisches, liberales und internationales Phänomen, der Wandervogel ein vor allem preussisches, konservatives und völkisches. Alexander Lion war dennoch anfangs auch Mitglied des "Eufrat" (Eltern- und Fördererrat) des Berliner Wandervogels, dachte er anfangs 1908-1909 zunächst doch nur an eine methodische Bereicherung der Wandervogelarbeit durch Pfadfinden. Daraus kam es 1908 auch zu den einmaligen Besuchen englische Pfadfinder bei deutschen Wandervögeln und umgekehrt. Baden-Powell initiierte diese Treffen persönlich. Ab 1909 lebten Pfadfinder und Wandervögel in Deutschland ohne jegliche Verbindung sich völlig fremd nebeineinander. Erst der "Front-Sozialismus" des Ersten Weltkrieges führte sie in den Schützengräben im völkischen Sinne zusammen und führte dann zu den Diskussionen im Weißen Ritter 1919/1920 um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Der Pfadfindertag auf Schloss Prunn (02. - 03. August 1919) verschärfte die Gegensätze in dieser Frage. Das "Prunner Gelöbnis" ist dann der Versuch der österreischischen Teilnehmer, mit ihrem traditionellen Wiener Pfadfinderversprechen noch einen Minimalkonsens unter den deutschen Teilnehmern herbeizuführen, und es wurde in scharfer Abgrenzung von der "Meißner Formel" von 1913 verstanden. Der inzwischen völkisch orientierte Zweig der deutschen Pfadfinder sammelte sich in Prunn zum ersten Mal als Fraktion und gründete 1920 in Naumburg dann die Neupfadfinder, die Wandervogeltraditionen aufnahmen. Das war der "Bündische Aufbruch". Ludwig Voggenreiter stand von Anfang an mit später auch Martin Voelkel hinter der völkischen Wende, Franz Paul Habbel hielt dagegen die Verbindung zum internationalen Pfadfinden für die Neupfadfinder und später Deutsche Freischar stets weiter aufrecht, unter anderem auch mit seinen frühen Übersetzungen der Schriften von John Hargrave. Diese politischen Differenzen führten letztlich auch zum freundschaftlichen Ausscheiden von Habbel aus dem mit Voggenreiter 1919 gemeinsam gegründeten Verlag "Weißer Ritter", dann ab 1927 "Ludwig Voggenreiter Verlag", im Jahr 1924. Habbel gründete dann seinen eigenen Wiking-Verlag, blieb dem Voggenreiter Verlag aber bis zu seinem Tode geschäftlich weiter verbunden. Habbel, Voggenreiter und Ernst Buske betrieben 1928 bis 1929 gemeinsam den schrittweisen Ausschluss des ehemaligen Wandervogels Eberhard Köbler (tusk) aus der Deutschen Freischar mangels dessen Loyalität zum gemeinsamen Bund, wegen bundesschädigendem Verhaltens. Er hatte innerhalb der Deutschen Freischar die dj1.11 als Bund im Bunde gegründet.   
 
Frau Hoffmann hat in ihrer unten angeführten wissenschaftlichen Arbeit dargestellt, warum das Pfadfinden 1909 als schon an deutsche Verhältnisse angepasster Import aus Großbritannien damals nur in München im Königreich Bayern als erstes erfolgreich Fuß fassen konnte und wie durch die damit andernorts - vor allem in Königreich Preussen - verbundenen Probleme ab 1911 eine schrittweise offizielle "Germanisierung" in den späteren Auflagen des Pfadfinderbuches von Alexander Lion nötig wurde, um Pfadfinden auch im übrigen Deutschland - insbesondere dem Königreich Preussen - flächendeckend und gegen die Konkurrenz des damals im Königreich Preussen schon etablierten und völkisch geprägten Wandervogels einführen zu können. Pfadfinden war anfangs ein vor allem bayrisches, liberales und internationales Phänomen, der Wandervogel ein vor allem preussisches, konservatives und völkisches. Alexander Lion war dennoch anfangs auch Mitglied des "Eufrat" (Eltern- und Fördererrat) des Berliner Wandervogels, dachte er anfangs 1908-1909 zunächst doch nur an eine methodische Bereicherung der Wandervogelarbeit durch Pfadfinden. Daraus kam es 1908 auch zu den einmaligen Besuchen englische Pfadfinder bei deutschen Wandervögeln und umgekehrt. Baden-Powell initiierte diese Treffen persönlich. Ab 1909 lebten Pfadfinder und Wandervögel in Deutschland ohne jegliche Verbindung sich völlig fremd nebeineinander. Erst der "Front-Sozialismus" des Ersten Weltkrieges führte sie in den Schützengräben im völkischen Sinne zusammen und führte dann zu den Diskussionen im Weißen Ritter 1919/1920 um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Der Pfadfindertag auf Schloss Prunn (02. - 03. August 1919) verschärfte die Gegensätze in dieser Frage. Das "Prunner Gelöbnis" ist dann der Versuch der österreischischen Teilnehmer, mit ihrem traditionellen Wiener Pfadfinderversprechen noch einen Minimalkonsens unter den deutschen Teilnehmern herbeizuführen, und es wurde in scharfer Abgrenzung von der "Meißner Formel" von 1913 verstanden. Der inzwischen völkisch orientierte Zweig der deutschen Pfadfinder sammelte sich in Prunn zum ersten Mal als Fraktion und gründete 1920 in Naumburg dann die Neupfadfinder, die Wandervogeltraditionen aufnahmen. Das war der "Bündische Aufbruch". Ludwig Voggenreiter stand von Anfang an mit später auch Martin Voelkel hinter der völkischen Wende, Franz Paul Habbel hielt dagegen die Verbindung zum internationalen Pfadfinden für die Neupfadfinder und später Deutsche Freischar stets weiter aufrecht, unter anderem auch mit seinen frühen Übersetzungen der Schriften von John Hargrave. Diese politischen Differenzen führten letztlich auch zum freundschaftlichen Ausscheiden von Habbel aus dem mit Voggenreiter 1919 gemeinsam gegründeten Verlag "Weißer Ritter", dann ab 1927 "Ludwig Voggenreiter Verlag", im Jahr 1924. Habbel gründete dann seinen eigenen Wiking-Verlag, blieb dem Voggenreiter Verlag aber bis zu seinem Tode geschäftlich weiter verbunden. Habbel, Voggenreiter und Ernst Buske betrieben 1928 bis 1929 gemeinsam den schrittweisen Ausschluss des ehemaligen Wandervogels Eberhard Köbler (tusk) aus der Deutschen Freischar mangels dessen Loyalität zum gemeinsamen Bund, wegen bundesschädigendem Verhaltens. Er hatte innerhalb der Deutschen Freischar die dj1.11 als Bund im Bunde gegründet.   
  
Am 25.9.1909 entstand also an Wimmers Münchner Schule, dem Alten Realgymnasium (heute Oskar-von-Miller Gymnasium), der 1.Münchner Pfadfinderzug (1.MPZ) als die erste deutsche Pfadfindergruppe. Der 1.Münchner Pfadfinderzug wurde bis 1914 von Franz Paul Wimmer geführt. Er schloss sich 1912 dem Bayerischen Wehrkraftverein, dem Dachverband der bürgerlischen Jugendorganisationen in Bayern, an verließ diesen 1918 sofort mit Ausrufung des Freistaates Bayern wegen Unvereinbarkeit der Ziele und gründete den Pfadfinderbund Bayern. Wimmer war dann bis 1933 in der Führung des Pfadfinderbundes Bayern engagiert. Er unterstützte den 1. MPZ aber weiterhin nach Kräften und warb unter seinen Schülern für ihn. 1919 nahm Wimmer mit weiteren Mitgliedern des 1. Münchner Pfadfinderzuges als Teilnehmer und Redner am "Ersten Deutschen Pfadfindertag" auf Schloss Prunn zusammen mit den österreichischen Pfadfinderführern teil und kritisierte mit diesen die völkische Umorientierung der Regensburger und von Teilen der Münchner Pfadfinder durch Voggenreiter, Sonntag und Schürnbrand, die den "Aufbruch" der Neupfadfinder als Hinwendung zum Wandervogel und dessen seit Karl Fischer ab 1901 dezidiert völkischer Ideologie im Umfeld des Alldeutschen Verbandes markierte. Das [[Prunner Gelöbnis]] ist das damalige Wiener Pfadfinderversprechen, das von den Wiener Führern mit Unterstützung der Münchner als Minimalergebnis der Tagung ausdrücklich gegen die Meißner Formel und gegen den völkischen Neuaufbruch der Regensburger durchgesetzt wurde. Aus dieser völkischen Geisteshaltung heraus pöbelte z.B. der spätere Berliner Neupfadfinder und evangelische Pastor Martin Voelkel 1921 Alexander Lion auf der Naumburger Führertagung heftigst antisemitisch an, was Lion mit seinem Austritt beantwortete. Später schloss sich der Pfadfinderbund Bayern, wie auch Alexander Lion, der republiktreuen und international arbeitenden Reichsschaft Deutscher Pfadfinder an, die mit WOSM in Kontakt stand und 1932 de jure als dessen deutscher Vertreter anerkannt wurde. Der offiziellen Aufnahme im August 1933 am Jamboree in Gödöllö/Ungarn kam die Machtergreifung Hitlers zuvor. Bündische Formen wie die Stammeserziehung nach John Hargrave (damals noch R/R-Commissioner bei WOSM) und später Kohten und Jujas von der dj1.11 wurden auch im Pfadfinderbund Bayern schnell übernommen. Im August 1933 wurde der Reichsschaft die eigene aktive Arbeit untersagt und ihre Gruppen geschlossen ins Jungvolk der HJ überführt. Viele andere ehemalige Pfadfinder und Pfadfindergruppen schlossen sich daraufhin im Rahmen des Jungvolkes der Reichsschaft formal an, um als "U-Boote" im Ozean der HJ auch weiter für sich bestehen zu können. Als mitgliedermäßig effektiv "ausgehöhlte" und in der Führung an den Schaltstellen übernommene reine Organisation bestand die Reichsschaft unter HJ-Führung bis 1934 formal weiter, da die HJ über sie sich die Anerkennung von WOSM als Pfadfinderorganisation zu erschleichen versuchte. Als dies scheiterte, wurde die Reichsschaft sofort aufgelöst. Im Jungvolk konnten sich vereinzelt Pfadfindergruppen geschlossen noch bis 1938 halten, der 1. MPZ durch glückliche lokale Zufälle sogar bis ins Frühjahr 1945. Im Widerstand der "Freiheitsaktion Bayern" fanden sich im April 1945 Mitglieder des 1.MPZ wieder zusammen. Wimmer zog sich im Sommer 1933 aus der Pfadfinderarbeit zurück und fand erst nach 1945 durch den seit 1909 befreundeten Alexander Lion wieder zu ihr zurück.  
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Am 25.9.1909 entstand also an Wimmers Münchner Schule, dem Alten Realgymnasium (heute Oskar-von-Miller Gymnasium), der 1.Münchner Pfadfinderzug (1.MPZ) als die erste deutsche Pfadfindergruppe. Der 1.Münchner Pfadfinderzug wurde bis 1914 von Franz Paul Wimmer geführt. Er schloss sich 1912 dem Bayerischen Wehrkraftverein, dem Dachverband der bürgerlischen Jugendorganisationen in Bayern, an verließ diesen 1918 sofort mit Ausrufung des Freistaates Bayern wegen Unvereinbarkeit der Ziele und gründete den Pfadfinderbund Bayern. Wimmer war dann bis 1933 in der Führung des Pfadfinderbundes Bayern engagiert. Er unterstützte den 1. MPZ aber weiterhin nach Kräften und warb unter seinen Schülern für ihn. 1919 nahm Wimmer mit weiteren Mitgliedern des 1. Münchner Pfadfinderzuges als Teilnehmer und Redner am "Ersten Deutschen Pfadfindertag" auf Schloss Prunn zusammen mit den österreichischen Pfadfinderführern teil und kritisierte mit diesen die völkische Umorientierung der Regensburger und von Teilen der Münchner Pfadfinder durch Voggenreiter, Sonntag und Schürnbrand, die den "Aufbruch" der Neupfadfinder als Hinwendung zum Wandervogel und dessen seit Karl Fischer ab 1901 dezidiert völkischer Ideologie im Umfeld des Alldeutschen Verbandes markierte. Das [[Prunner Gelöbnis]] ist das damalige Wiener Pfadfinderversprechen, das von den Wiener Führern mit Unterstützung der Münchner als Minimalergebnis der Tagung ausdrücklich gegen die Meißner Formel und gegen den völkischen Neuaufbruch der Regensburger durchgesetzt wurde. Aus dieser völkischen Geisteshaltung heraus pöbelte z.B. der spätere Berliner Neupfadfinder und evangelische Pastor Martin Voelkel 1921 Alexander Lion auf der Naumburger Führertagung heftigst antisemitisch an, was Lion mit seinem Austritt beantwortete. Später schloss sich der Pfadfinderbund Bayern, wie auch Alexander Lion, der republiktreuen und international arbeitenden Reichsschaft Deutscher Pfadfinder an, die mit WOSM in Kontakt stand und 1932 de jure als dessen deutscher Vertreter anerkannt wurde. Der offiziellen Aufnahme im August 1933 am Jamboree in Gödöllö/Ungarn kam die Machtergreifung Hitlers zuvor. Bündische Formen wie die Stammeserziehung nach John Hargrave (damals noch R/R-Commissioner bei WOSM) und später Kohten und Jujas von der dj1.11 wurden auch im Pfadfinderbund Bayern schnell übernommen. Im August 1933 wurde der Reichsschaft die eigene aktive Arbeit untersagt und ihre Gruppen geschlossen ins Jungvolk der HJ überführt. Viele andere ehemalige Pfadfinder und Pfadfindergruppen schlossen sich daraufhin im Rahmen des Jungvolkes der Reichsschaft formal an, um als "U-Boote" im Ozean der HJ auch weiter für sich bestehen zu können. Als mitgliedermäßig effektiv "ausgehöhlte" und in der Führung an den Schaltstellen übernommene reine Organisation bestand die Reichsschaft unter HJ-Führung bis 1934 formal weiter, da die HJ über sie sich die Anerkennung von WOSM als Pfadfinderorganisation zu erschleichen versuchte. Als dies scheiterte, wurde die Reichsschaft sofort aufgelöst. Das Scheitern dieser Versuche war unter anderem auch durch schriftliche Warnungen von Alexander Lion über Emmerich Teuber (Papa Teuber - Gründer der österreichischen Pfadfinder 1910) an Baden-Powell begründet. Teuber und Lion kamen deshalb 1938 mit anderen österreichischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern in Gestapohaft und vor den Volksgerichtshof. Im Jungvolk konnten sich vereinzelt Pfadfindergruppen geschlossen noch bis 1938 halten, der 1. MPZ durch glückliche lokale Zufälle sogar bis ins Frühjahr 1945. Im Widerstand der "Freiheitsaktion Bayern" fanden sich im April 1945 Mitglieder des 1.MPZ wieder zusammen. Wimmer zog sich im Sommer 1933 aus der Pfadfinderarbeit zurück und fand erst nach 1945 durch den seit 1909 befreundeten Alexander Lion wieder zu ihr zurück.  
  
 
Er blieb dem Pfadfinden dann bis zum Tode verbunden und war bei den jährliche Traditionstreffen des 1.Münchner Pfadfinderzug immer dabei. Der Kontakt mit Alexander Lion war bis zu dessen Tod 1962 sehr eng.  
 
Er blieb dem Pfadfinden dann bis zum Tode verbunden und war bei den jährliche Traditionstreffen des 1.Münchner Pfadfinderzug immer dabei. Der Kontakt mit Alexander Lion war bis zu dessen Tod 1962 sehr eng.  

Version vom 29. Mai 2014, 16:35 Uhr

Franz Paul Wimmer, auf Osterfahrt mit dem 1.MPZ 1919 bei Unterschleißheim (Foto: BdP Bayern Archiv, Jettenbach)

Franz Paul Wimmer (22.02.1878 in Vohenstrauß - 12.05.1966 in Gottsdorf), Gymnasiallehrer in München, gründete und führte in München die erste deutsche Pfadfindergruppe, den Ersten Münchner Pfadfinderzug (1. MPZ), und war damit der erste Feldmeister (Stammesführer) Deutschlands.

Familie

Sein Vater Otto Wimmer stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorflehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul am 22.02.1878 zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Sein Großonkel Rudolf Wimmer sen. war berühmter kaiserlicher Hofmaler. Während seiner ersten Jahre in München wohnte er bis 1912 in dessen herrschaftlicher Wohnung an der Isar zur Untermiete. Sein Vater starb 1904. Er unterstütze seitdem seine Mutter finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie mit ihm auf abenteuerliche Weise und gegen den Willen ihrer Familie nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul und Franziska. Paul wurde Mediziner, arbeitete bei dem Münchner Pharmakonzern Togal und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung in München. Sein Sohn Dr. Carolus Wimmer wanderte in den 60er Jahren nach dem Abitur am Regensburger Internat seines Großvaters in das Heimatland seiner Mutter, Venezuela, aus. Franziska wurde Fremdsprachenkorrespondentin, heiratete einen Diplomaten, mit dem sie lange in Kanada lebte, und starb Mitte der 60er Jahre kinderlos an Krebs am Starnberger See bei München. Johanna Rosalie starb 1984 in Gottsdorf. Dr. Carolus Wimmer war 2009 Kultur-Staatssekretär in der damaligen Regierung von Hugo Chavez in Venezuela und Vizepräsident des Lateinamerikaparlamentes und kam 2009 mit seinem Sohn Daniel Wimmer zur Feier Pfadfinden100 nach Gottsdorf, wo er in seiner Kindheit oft die Ferien beim Großvater verbracht hatte.

Franz Paul Wimmer war gläubiger Katholik und stand in den 20er Jahren politisch der Bayerischen Volkspartei nahe.

Ausbildung und Beruf

Franz Paul Wimmer, 1965 (Foto: BdP Bayern Archiv, Jettenbach)

Franz Paul Wimmer studierte Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten Würzburg, Erlangen und München. Sein Referendariat absolvierte er am damals reformorientierten Theresiengymnasium München, wo Ludwig Kemmer (02.03.1869 - 15.02.1941), ein späterer Mitarbeiter an Alexander Lions "Das Pfadfinderbuch" (1909), Lehrer für Deutsch und Alte Sprachen war. Kemmer trat öffentlich für eine grundlegende Reform des Gymnasiums in Anlehnung an den bayerischen Schulreformer und Münchner Stadtschulrat Georg Kerschensteiner (29.07.1854 - 15.01.1932) ein. Als Referendar unternahm Wimmer mit seinen Schülern samstägliche Wanderungen in der Umgebung Münchens, überzeugt, dass man Mathematik und Naturwissenschaften am besten in und von der Natur anschaulich und praktisch erlernen könne. Dies geschah mit Unterstützung der Schule als pädagogische Eigeninitiative völlig unabhängig von der gleichzeitig im Königreich Preußen erblühenden protestantisch und alldeutsch geprägten Wandervogelbewegung. Nach dem Studium wirkte er ab 1904 als Gymnasiallehrer am "Alten Realgymnasiums" in München, dem heutigen "Oskar von Miller Gymnasium". 1922 wechselte er an das Rupprecht-Gymnasium München, 1932 wurde er Direktor des Maria-Theresia-Gymnasiums in München. 1938 trat er als Schulleiter aus beruflichen Zwängen mit seiner Frau der NSDAP bei, ohne sich aber für das Regime zu engagieren. In diesem Jahr fand die reichsweite Umgestaltung der Höheren Schulen im NS-Sinn als Gleichschaltung statt. Damit gehörte er einer kleinen Minderheit seiner Berufskollegen an. Die meisten waren im März 1933 der NSDAP beigetreten, wenn nicht schon bedeutend früher. Lehrer stellten schon vor 1933 eine der größten Berufsgruppen dieser Partei. Auf Grund einer anonymen Denunziation aus Kreisen des NS-Lehrerbundes, dem Wimmer nicht beitrat und dessen Wirken er an seiner Schule massiv behinderte, wurde er 1941, 5 Jahre vor seiner Pensionierung, in die damals bayerische Pfalz nach Mannheim strafversetzt. Hinzu kam, dass Wimmer das verbotene Schulgebet an seiner Schule weiter beibehalten hatte und selbst daran demonstrativ allmorgentlich teilnahm. Als Schulleiter zog er in Mannheim eine unangemessen schwere Schulaufgabe eines NS-Kollegen nachträglich zurück, was diesen veranlasste, ihn nach der Befreiung 1945 bei der französichen Besatzungsbehörde gehässig als "übelsten Nationalsozialisten und brutalen Lehrer" zu denunzieren. Wimmer wurde daraufhin rein nach Aktenlage ohne Pensionsanspruch vom Dienst suspendiert und zog mit seiner französischen Frau Jeanne Rosalie und Tochter Franziska nach Gottsdorf bei Passau, dem Geburtsort seines Vaters. Sein Sohn Paul arbeitete als Mediziner bei dem Münchner Pharmakonzern Togal-Werke. Von Gottsdorf aus, wo er ohne Einkommen in größter Armut lebte, betrieb er bei der Spruchkammer München seine Rehabilitierung, die ihn zunächst nach Mannheimer Aktenlage als "belastet" einstufte. Wimmer schaltete einen Anwalt ein und erlangte die Vernehmung von Zeugen und auch die des Denunziantens. So wurde nach drei Jahren die Denunziation aufgedeckt. Wegen seiner NSPAP-Mitgliedschaft ab Mai 1938 wurde er nur noch als "Mitläufer" eingestuft und erhielt fortan seine Pension auch rückwirkend ausgezahlt.

Der von Wimmer gegründete 1. Münchner Pfadfinderzug (1. MPZ) setzte sich, seiner beruflichen Laufbahn entsprechend, bis 1932 hauptsächlich aus Schülern des Alten Realgymnasiums und des Rupprecht-Gymnasiums zusammen. Um dem Verdacht jeglicher Bevorzugung seiner Pfadfinder als auch seiner Schüler zuvorzukommen, verlangte es von ihnen schulisch mehr Leistung als von ihren Mitschülern und trat ihnen gegenüber in der Schule auch strenger auf. Sein ehemaliger Schüler am Rupprecht-Gymnasium, der Jurist Rupprecht Gerngroß (21.06.1915 - 25.02.1996), Pfadfinder und Feldmeister (Stammesführer) des 1.MPZ in den späten 20er und Anfang der 30er Jahre, initiierte als Offizier in der Dolmetscher-Kompanie der Wehrmacht in München im Frühjahr 1945 mit anderen Mitgliedern des 1. MPZ und seinen Dolmetschern die "Freiheitsaktion Bayern", rief zum bayernweiten Aufstand gegen das NS-Regime auf und leitete diesen in München. Ziel war, den "Nero-Befehl" der SS (Zerstörung der Brücken und Infrastruktur vor den einmaschierenden US-Truppen) zu verhindern, die NS-Repräsentanten zu verhaften ("Fasanenjagd") und den Amerikanern Bayern kampflos zu übergeben. Der Aufstand wurde von der SS nach anfänglichen Erfolgen blutig niedergeschlagen, band aber deren Kräfte so sehr, dass der "Nero-Befehl" nicht umgesetzt und Bayern weitestgehend kampflos von den US-Truppen besetzt werden konnte. Zu Ehren dieser Freiheitsaktion wurde 1946 der Feilitzschplatz in München-Schwabing in "Münchner Freiheit" umbenannt. Das Alte Realgymnasium liegt nur einen Häuserblock von diesem Platz entfernt. Rupprecht Gerngroß wurde ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nochmals mit seiner chinesischen Dschunke "Mau Yee" (auf deutsch "Münchner Freiheit") berühmt, mit der er die Adria durchsegelte, die Freiheitsaktion Bayern international bekanntmachte und für Freiheit und Demokratie warb. Ab den 80er Jahren diente die Dschunke für erlebnispädagogische Segelturns mit auch Jugendlichen aus den verschiedensten Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens, um zur Verständigung zwischen den Völkern beizutragen. Im Jugoslawienkrieg leistete die Dschunke weit beachtete humanitäre Einsätze für die betroffene Zivilbevölkerung.

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer forschte Wimmer in enger Zusammenarbeit mit den Optischen Werken Rodenstock/München im Bereich der angewandten Optik und ist Erfinder mehrerer optischer Apparate. Am bedeutendsten sind seine Beiträge zum didaktischen Einsatz optischer Geräte und von projezierten Bildern im Schulunterricht. Wimmer erfand den Vorläufer des heutigen Beamers. Er entwickelte für das Münchner Rupprecht-Gymnasium mehrere Projektoren und erstellte eine umfangreiche Dia-Sammlung für viele Schulfächer, die noch in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts - zur Schulzeit des Verfassers dieses Artikels am Rupprecht-Gymnasium - zum Unterrichtseinsatz kamen. Erst die neue Overhead-Projektoren-Technik ab ca. 1975 und dann die heutige Beamertechnologie lösten Wimmers Apparate ab, fußen im Prinzip aber weiterhin auf Wimmers Entwicklungen in der Makroprojektion.

Eine weitere Entwicklung Wimmers während des ersten Weltkriegs war die eines verbesserten Suchscheinwerfers für Maschinengewehre, in dessen Anwendung er auch ausbildete.

Pfadfinder

Gedenktafel am Oskar-von-Miller-Gymnasium München (Foto: Archiv Dr. Leffler, München)

Im Sommer 1909 lasen Schüler des "Alten Realgymnasiums" in München (heute: Oskar-von-Miller Gymnasium) Das Pfadfinderbuch von Alexander Lion. In der Folge baten sie nach den Sommerferien im September 1909 ihren Lehrer Studienrat Franz Paul Wimmer mit ihnen nach dem Buch zu arbeiten und eine eigenständige Pfadfindergruppe im Sinne des "Verein Jugendsport in Wald und Feld (ab 1911 "Deutscher Pfadfinderverband")" zu gründen. Am 25.09.1909 trafen sie sich mit Wimmer zur ersten Gruppenstunde. Die Gruppe wurde nach ihrem explosionsartigen Wachstum Ostern 1910 geteilt und Wimmers Gruppe erhielt den Namen "Erster Münchner Pfadfinderzug". Er ist damit nachweislich die erste Pfadfindergruppe Deutschlands und Wimmer der erste Stammesführer ("Feldmeister" im damaligen Sprachgebrauch). Zuvor war Pfadfinden nur als methodische Bereicherung bestehender kirchlicher und sportlicher Jugendgruppen und des Wandervogels gedacht, nicht als eigenständige Jugendorganisation. In diesem Sinne war der Verein Jugendsport etc. vor 1911 auch nur ein Förderverein Erwachsener für die Verbreitung dieser neuen englischen pädagogischen Methode, kein Pfadfinderbund im heutigen Sinne. Seine Versuche, eigene "Experimentiergruppen" von oben zu gründen, scheiterten alle schon im Ansatz. Die erfolgreichen Gründungen von weiteren Pfadfinder-Gruppen noch im Herbst 1909 in Metz, Bamberg und Breslau erhielten ihren Erfolg und ihr Profil erst im Nachhinein aus der schnell bekannten Münchner Verselbständigung "von unten" durch Wimmer und seine Schüler. In den Wochen zuvor waren auch sie nur erfolglose Versuche von "oben" gewesen. Wimmer und seine Schüler "erfanden" Pfadfinden erst als eigenständige Jugendbewegung. In Großbritannien verlief die Entwicklung gleichartig. Auch Robert Baden-Powell dachte zunächst nicht an eine eigenständige Jugendorganisation, sondern nur an eine methodische Bereicherung gegebener Organisationen der Jugendarbeit. Die Jugend schuf sich auch dort ihr Pfadfinden auf Anregung durch "Scouting for Boys" selbst. Die Organisation kam dann, in Großbritannien wie auch in Deutschland, erst im Nachhinein schrittweise innerhalb von zwei Jahren hinzu.

Frau Hoffmann hat in ihrer unten angeführten wissenschaftlichen Arbeit dargestellt, warum das Pfadfinden 1909 als schon an deutsche Verhältnisse angepasster Import aus Großbritannien damals nur in München im Königreich Bayern als erstes erfolgreich Fuß fassen konnte und wie durch die damit andernorts - vor allem in Königreich Preussen - verbundenen Probleme ab 1911 eine schrittweise offizielle "Germanisierung" in den späteren Auflagen des Pfadfinderbuches von Alexander Lion nötig wurde, um Pfadfinden auch im übrigen Deutschland - insbesondere dem Königreich Preussen - flächendeckend und gegen die Konkurrenz des damals im Königreich Preussen schon etablierten und völkisch geprägten Wandervogels einführen zu können. Pfadfinden war anfangs ein vor allem bayrisches, liberales und internationales Phänomen, der Wandervogel ein vor allem preussisches, konservatives und völkisches. Alexander Lion war dennoch anfangs auch Mitglied des "Eufrat" (Eltern- und Fördererrat) des Berliner Wandervogels, dachte er anfangs 1908-1909 zunächst doch nur an eine methodische Bereicherung der Wandervogelarbeit durch Pfadfinden. Daraus kam es 1908 auch zu den einmaligen Besuchen englische Pfadfinder bei deutschen Wandervögeln und umgekehrt. Baden-Powell initiierte diese Treffen persönlich. Ab 1909 lebten Pfadfinder und Wandervögel in Deutschland ohne jegliche Verbindung sich völlig fremd nebeineinander. Erst der "Front-Sozialismus" des Ersten Weltkrieges führte sie in den Schützengräben im völkischen Sinne zusammen und führte dann zu den Diskussionen im Weißen Ritter 1919/1920 um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Der Pfadfindertag auf Schloss Prunn (02. - 03. August 1919) verschärfte die Gegensätze in dieser Frage. Das "Prunner Gelöbnis" ist dann der Versuch der österreischischen Teilnehmer, mit ihrem traditionellen Wiener Pfadfinderversprechen noch einen Minimalkonsens unter den deutschen Teilnehmern herbeizuführen, und es wurde in scharfer Abgrenzung von der "Meißner Formel" von 1913 verstanden. Der inzwischen völkisch orientierte Zweig der deutschen Pfadfinder sammelte sich in Prunn zum ersten Mal als Fraktion und gründete 1920 in Naumburg dann die Neupfadfinder, die Wandervogeltraditionen aufnahmen. Das war der "Bündische Aufbruch". Ludwig Voggenreiter stand von Anfang an mit später auch Martin Voelkel hinter der völkischen Wende, Franz Paul Habbel hielt dagegen die Verbindung zum internationalen Pfadfinden für die Neupfadfinder und später Deutsche Freischar stets weiter aufrecht, unter anderem auch mit seinen frühen Übersetzungen der Schriften von John Hargrave. Diese politischen Differenzen führten letztlich auch zum freundschaftlichen Ausscheiden von Habbel aus dem mit Voggenreiter 1919 gemeinsam gegründeten Verlag "Weißer Ritter", dann ab 1927 "Ludwig Voggenreiter Verlag", im Jahr 1924. Habbel gründete dann seinen eigenen Wiking-Verlag, blieb dem Voggenreiter Verlag aber bis zu seinem Tode geschäftlich weiter verbunden. Habbel, Voggenreiter und Ernst Buske betrieben 1928 bis 1929 gemeinsam den schrittweisen Ausschluss des ehemaligen Wandervogels Eberhard Köbler (tusk) aus der Deutschen Freischar mangels dessen Loyalität zum gemeinsamen Bund, wegen bundesschädigendem Verhaltens. Er hatte innerhalb der Deutschen Freischar die dj1.11 als Bund im Bunde gegründet.

Am 25.9.1909 entstand also an Wimmers Münchner Schule, dem Alten Realgymnasium (heute Oskar-von-Miller Gymnasium), der 1.Münchner Pfadfinderzug (1.MPZ) als die erste deutsche Pfadfindergruppe. Der 1.Münchner Pfadfinderzug wurde bis 1914 von Franz Paul Wimmer geführt. Er schloss sich 1912 dem Bayerischen Wehrkraftverein, dem Dachverband der bürgerlischen Jugendorganisationen in Bayern, an verließ diesen 1918 sofort mit Ausrufung des Freistaates Bayern wegen Unvereinbarkeit der Ziele und gründete den Pfadfinderbund Bayern. Wimmer war dann bis 1933 in der Führung des Pfadfinderbundes Bayern engagiert. Er unterstützte den 1. MPZ aber weiterhin nach Kräften und warb unter seinen Schülern für ihn. 1919 nahm Wimmer mit weiteren Mitgliedern des 1. Münchner Pfadfinderzuges als Teilnehmer und Redner am "Ersten Deutschen Pfadfindertag" auf Schloss Prunn zusammen mit den österreichischen Pfadfinderführern teil und kritisierte mit diesen die völkische Umorientierung der Regensburger und von Teilen der Münchner Pfadfinder durch Voggenreiter, Sonntag und Schürnbrand, die den "Aufbruch" der Neupfadfinder als Hinwendung zum Wandervogel und dessen seit Karl Fischer ab 1901 dezidiert völkischer Ideologie im Umfeld des Alldeutschen Verbandes markierte. Das Prunner Gelöbnis ist das damalige Wiener Pfadfinderversprechen, das von den Wiener Führern mit Unterstützung der Münchner als Minimalergebnis der Tagung ausdrücklich gegen die Meißner Formel und gegen den völkischen Neuaufbruch der Regensburger durchgesetzt wurde. Aus dieser völkischen Geisteshaltung heraus pöbelte z.B. der spätere Berliner Neupfadfinder und evangelische Pastor Martin Voelkel 1921 Alexander Lion auf der Naumburger Führertagung heftigst antisemitisch an, was Lion mit seinem Austritt beantwortete. Später schloss sich der Pfadfinderbund Bayern, wie auch Alexander Lion, der republiktreuen und international arbeitenden Reichsschaft Deutscher Pfadfinder an, die mit WOSM in Kontakt stand und 1932 de jure als dessen deutscher Vertreter anerkannt wurde. Der offiziellen Aufnahme im August 1933 am Jamboree in Gödöllö/Ungarn kam die Machtergreifung Hitlers zuvor. Bündische Formen wie die Stammeserziehung nach John Hargrave (damals noch R/R-Commissioner bei WOSM) und später Kohten und Jujas von der dj1.11 wurden auch im Pfadfinderbund Bayern schnell übernommen. Im August 1933 wurde der Reichsschaft die eigene aktive Arbeit untersagt und ihre Gruppen geschlossen ins Jungvolk der HJ überführt. Viele andere ehemalige Pfadfinder und Pfadfindergruppen schlossen sich daraufhin im Rahmen des Jungvolkes der Reichsschaft formal an, um als "U-Boote" im Ozean der HJ auch weiter für sich bestehen zu können. Als mitgliedermäßig effektiv "ausgehöhlte" und in der Führung an den Schaltstellen übernommene reine Organisation bestand die Reichsschaft unter HJ-Führung bis 1934 formal weiter, da die HJ über sie sich die Anerkennung von WOSM als Pfadfinderorganisation zu erschleichen versuchte. Als dies scheiterte, wurde die Reichsschaft sofort aufgelöst. Das Scheitern dieser Versuche war unter anderem auch durch schriftliche Warnungen von Alexander Lion über Emmerich Teuber (Papa Teuber - Gründer der österreichischen Pfadfinder 1910) an Baden-Powell begründet. Teuber und Lion kamen deshalb 1938 mit anderen österreichischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern in Gestapohaft und vor den Volksgerichtshof. Im Jungvolk konnten sich vereinzelt Pfadfindergruppen geschlossen noch bis 1938 halten, der 1. MPZ durch glückliche lokale Zufälle sogar bis ins Frühjahr 1945. Im Widerstand der "Freiheitsaktion Bayern" fanden sich im April 1945 Mitglieder des 1.MPZ wieder zusammen. Wimmer zog sich im Sommer 1933 aus der Pfadfinderarbeit zurück und fand erst nach 1945 durch den seit 1909 befreundeten Alexander Lion wieder zu ihr zurück.

Er blieb dem Pfadfinden dann bis zum Tode verbunden und war bei den jährliche Traditionstreffen des 1.Münchner Pfadfinderzug immer dabei. Der Kontakt mit Alexander Lion war bis zu dessen Tod 1962 sehr eng. Franz Paul Wimmer übergab dem Traditionsstamm Steinadler München (BDP/BdP) eine Signaltrompete und ein Banner. Der Traditionsstamm vertrat bei Wimmers Beerdigung die Pfadfinderjugend.

Wimmer starb am 12.05.1966 in Gottsdorf und wurde seinem letzten Willen entsprechend auf dem Friedhof der Gemeinde Gottsdorf im Familiengrab beigesetzt. Laut seiner Frau sprach er in den letzten Wochen seines Lebens nur Französisch. Das Grab wurde später von der Gemeinde Gottsdorf übernommen zum Dank für die Bedeutung der Familie Wimmer für den Ort.

2009 wurde im Zuge der Feierlichkeiten des rdp-Bayern und des VDAPG "Pfadfinden100 - es begann in München" Wimmers Familiengrab in Gottsdorf renoviert und eine Gedenktafel für Franz Paul Wimmer angebracht. Am Münchner Oskar-von-Miller Gymnasium wurde eine Gedenkplatte für den 1. MPZ und Franz Paul Wimmer installiert und in Fischach bei Augsburg das Grab von Alexander Lion renoviert.

Veröffentlichungen von Franz Paul Wimmer und Quellen

Veröffentlichungen

- Merkblatt des 1. MPZ, 1910

- Praxis der Makro- und Mikroprojektion für Lehrzwecke in Schule und Haus sowie für Lichtbildvorträge, Leipzig 1911

- Merkblatt des 1. MPZ, 1912

- Die Pfadfinder, Nürnberg, 1912

- Die Pfadfinder, Sonderdruck: Bayerische Zeitung für Realschulwesen, 1912 Heft 2

- Pfadfinder, geänderter Sonderdruck: Bayerische Zeitung für Realschulwesen, 1913

- Merkblatt des 1. MPZ, 1919

- Schloss Prunn, Der deutsche Pfadfindertag von 1919, Erstes Beiheft der Führerzeitung Der Weiße Ritter, hrsg. von Franz Ludwig Habbel und Ludwig Voggenreiter, Regensburg, 1919

- Lieber Bub!, Informationsblatt des 1. MPZ, München 1919

- Die Mikroprojektion im Unterricht, Leipzig 1926

- Pfadfinder, Ein paar Worte zur Aufklärung, Bayerischer Pfadfinderbund e.V., München, 1927

- Kurzgeschichte des 1. MPZ 1909 - 1935, Gottsdorf, 1958, Typoskript

- Erster Münchner Pfadfinderzug gegr. 1909 - Kurzlebensläufe 1909 bis 1960 und Ad Memoriam, Passau, 1961

Quellen

- Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. V Kriegsarchiv, Akten Pfadfinder 1909 - 1919

- BdP Bayern Archiv, Akte 1. Münchner Pfadfinderzug

- Landesarchiv Speyer, Personalakte Franz Paul Wimmer (wg. Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern bis 1946)

- Landeshauptarchiv Koblenz, Personalakte Franz Paul Wimmer (wg. Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern bis 1946)

- Staatsarchiv München, Akte Franz Paul Wimmer / 1. Münchner Pfadfinderzug

- Staatsarchiv München, Spruchkammer München, Akte Franz Paul Wimmer

Geburtstagsfeiern "Pfadfinden100 - es begann in München" zum Jubiläum 100 Jahre Pfadfinder in Deutschland 1909-2009

Geburtstagsfest Pfadfinden100 in Gottsdorf 2009 (Foto: Archiv Dr. Leffler, München

9.Mai 2009 Geburtstagsfest mit Gedenkgottesdienst am Grab von Franz Paul Wimmer in Gottsdorf bei Passau. Eine Gedenkplatte des rdp Bayern wird am renovierten Grab Wimmers angebracht. Sie erinnert an seine Bedeutung für die deutsche Pfadfinderbewegung, als Pädagoge und als Naturwissenschaftler. Gastgeber war der DPSG Stamm Untergrießbach. Vertreten waren DPSG, BdP, PSG,VDAPG und Vertreter von Politik, Gesellschaft und Presse aus der Region.

Geburtstagsfest Pfadfinden100 in Fischach 2009 (Foto: Archiv Dr. Leffler, München)

23.Mai 2009 Geburtstagsfest am Grab von Alexander Lion in Fischach bei Augsburg. Das Grab wurde vom rdp Bayern renoviert. Gedenkgottesdienst und Jubiläumsfest in der Fischacher Stadthalle.

Ausstellung Pfadfinden100 im Oskar-von-Miller-Gymnasium 2009 (Foto: Archiv Dr. Leffler, München)

25.September 2009 Oskar von Miller Gymnasium (ehem. Altes Realgymnasium) in München: Als Schülerprojekt erarbeitete Austellung zur Geschichte des 1. Münchner Pfadfinderzuges und Spielefest des rdp/VDAPG-Bayern für die Schüler und Schwabinger Kinder. Präsentation der Gedenktafel in Erinnerung an Franz Paul Wimmer und den 1.Münchner Pfadfinderzug.

27.November 2009 Oskar von Miller Gymnasium (ehem. Altes Realgymnasium) in München: Die Gedenktafel an Franz Paul Wimmer und den 1.Münchner Pfadfinderzug wird nach Anbringung im Schuleingang feierlich enthüllt.

Die Erinnerungsfeiern werden von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des rdp-(Ringverbände)-Bayern und des VDAPG organisiert und von Stämmen des rdp-Bayern und dem VDAPG durchgeführt. Die beiden Gedenktafeln und die Renovierungen der beiden Gräber wurden durch private Spenden und öffentliche Zuschüsse finanziert.

Literatur

- Diem, Veronika, Die Freiheitsaktion Bayern. Ein Aufstand in der Endphase des NS-Regimes, Kallmünz/Opf., 2013
- Hoffmann, Ruth Karen Christiane, Der interkulturelle Transfer des Boy-Scout-Konzepts von Großbritannien nach Bayern vor dem Ersten Weltkrieg, Zulassungsarbeit eingereicht bei der Ludwig-Maximilians-Universität München Abteilung für Bayerische Landesgeschichte, München, 2005
- rdp Bayern, Pfadfinden100 - es begann in München, Programmheft zum Geburtstagsfest am 25.09.2009 im Oskar-von-Miller-Gymnasium, München, 2009
- Scouting 1/2009: 100 Jahre Pfadfinder in Deutschland, S.40-42
- Scouting 1/2009: "Pfadfinden 100" Interview mit Hanns Ortlieb, S.43-46
- Scouting 2/2009: "Pfadfinden 100 in Deutschland-Geburtstagsfest in Gottsdorf", S.38-39

Weblinks