Auf- & Abbau
Vor dem Lager ist nach dem Lager. Auf dieser Seite sollen die wichtigsten Tips und Tricks für einen reibungslosen Auf- und Abbau der Zelte und sonstiger Konstruktionen dargestellt werden.
Bereits beim Aufbau sollte man an den Abbau denken. Oft erschweren falsch eingesetzte Knoten und Nägel den Abbau erheblich. Dann müssen teure Seile zerschnitten werden, weil sich Knoten nicht mehr lösen lassen oder Stangenkonstruktionen müssen auseinandergesägt werden, weil sich die Nägel nicht mehr lösen lassen.
Das führt zu den beiden wichtigsten Grundregeln des Lageraufbaus:
- benutze keine Nägel
- verwende Knoten, die sich leicht wieder lösen lassen.
Die wichtigsten Knoten, die ein(e) Pfadfinder(in) für den Lageraufbau beherrschen sollten sind:
- der Zimmermannsschlag
- der Webeleinstek
- der Slipstek
- der halbe Schlag
Alle Knoten hier (bis auf den halben Schlag) lassen sich sehr einfach wieder lösen. Für den halben Schlag gibt es einen kleinen Trick, den Du am Ende dieses Artikels verstanden haben wirst.
Bünde
Eine der ersten Aufgaben mit Seilen auf dem Lager ist es normalerweise ein Zwei- oder Dreibein zu binden. Hier passiert auch meistens der erste Fehler, dass das Seil mit einem "normalen Knoten" an der ersten Stange befestigt wird. Das ist in dem Moment ein naheliegender Knoten, aber beim Abbau wird man sich an solchen "Knoten" im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne ausbeissen, oder resigniert den Knoten abschneiden, weil man sonst den Zug verpasst.
Abhilfe schafft hier der [Zimmermannsschlag]. Verwende ihn immer, wenn du anfängst einen Bund zu binden.
Du hast den Bund jetzt sauber gewickelt, immer schön straff gezogen, die Bindungen dicht an dicht gelegt und willst den Bund zum Abschluss bringen. Wenn du böse bist, machst du nun wieder einen "normalen Knoten" als Abschluss.
Wenn du den Abbauern etwas gutes tun willst, dann mache als Abschluss des Bundes einen [Webeleinstek].
Das führt zu den beiden goldenen Regeln für Bünde:
- starte den Bund mit dem Zimmermannsschlag
- beende den Bund mit dem Webeleinstek
Bei Zwei- und Dreibeinen, die Kohten oder Jurten tragen kannst du unter Umständen sogar ganz auf den Webeleinstek verzichten, weil das herunterhängende Seil gleich unter dem Kohten-, Jurtenkreuz hindurchgeführt wird und somit genug Spannung auf dem Seil lastet, so dass der Bund sich nicht lockern kann.
Abspannen
In diesem Kapitel geht es nicht um Entspannung des Körpers oder des Geistes, sondern um das Problem Spannung auf ein Seil zu bekommen, so dass es sich nicht mehr lockern kann. Es gibt zahlreiche Abspannknoten. Ich empfehle hier den Slipstek als Grundlage für jeden Abspannknoten zu verwenden. Er ist zwar nicht der schönste, aber (wenn man ihn erstmal verstanden hat) sehr einfach und im Hinblick auf den Abbau das beste was man sich vorstellen kann.
Zu den zahlreichen Anwendungen des Abspannknotens gehören:
- Hochziehen von Kohten & Jurten
- Abspannen von Zelten
- Abspannen von Jurtendächern
- Abspannen von Wäscheleinen
- Abspannen von Seilbrücken
Das sind nur die wichtigsten Anwendungen auf einem Pfadfinderlager. Es gibt noch viele weitere im Alltagsleben. Man kann den Slipstek überall dort einsetzen, wo man normalerweise einen Block benutzen würde, aber gerade nicht zur Hand hat.
Am Beispiel einer Kohte erklärt, würde man den Slipstek in das herunterhängende Seil eines Zweibeins binden und zwar so dicht an den Bund wie möglich. Sodann führe man das Seil unter dem Kohtenkreuz durch, wieder nach oben zum Slipstek, durch das Auge des Slipsteks und danach wieder nach unten. Die Reibung in dieser Konstruktion ist zwar sehr groß, aber wenn jemand das Kohtenkreuz nach oben drückt und ein anderer am Seil zieht, kann man seine Kohte sehr gut hochziehen. Das herunter hängende Ende kann nun (einfache Methode) am Kohtenkreuz befestigt werden, oder (meine Empfehlung) an einem selbst gebauten Belegbrett. Diese Methode eignet sich auch gerade noch für einzelne Jurten. Für Jurtenschlösser sollte man unbedingt Blöcke (Rollen) benutzen.
Wenn man Zelte, Wäscheleinen oder Jurtendächer abspannt, sichert man den Abspannknoten durch einen halben Schlag direkt am Auge des Slipsteks. Wenn man nun diesen halben Schlag noch auf Slip legt, hat man auch mit diesem Knoten beim Abbau keine Probleme. Das größte Problem ist dann, dass der Knoten so leicht zu lösen ist, dass "Saboteure" eine Jurte durch wenige Handgriffe zum Einsturz bringen könnten. Gute Pfadfinder machen sowas ja nicht, aber um sicherzugehen, kann man den Rest des Seils noch mehrmals um den halben Schlag wickeln und mit einem Webeleinstek sichern. Das verzögert zwar wiederum den Abbau, aber schreckt vielleicht auch Saboteure ab.
Am Beispiel eines Abspannseils muss man sich vorstellen, dass das Seil, das links aus dem Bild verschwindet unten am Hering befestigt ist, und die Schlaufe rechts im Bild über der Jurtenstange liegt. Solange der halbe Schlag noch nicht gelegt ist, kann man die Jurte abspannen. Der Slipstek kann sich dabei nicht selber zuziehen, weil der Zug aus beiden Richtungen kommt und sich somit gegenseitig aufhebt.
Nach dem nächsten Lager wird das Bild durch ein echtes Abspannseil an einer Jurte ersetzt.
Die Gif-Animation zeigt warum der Slipstek so cool ist. Nach einem Lager bleiben keine Knoten zurück, weil sich der Slipstek einfach auflöst