Franz Paul Wimmer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Scout-o-wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 3: Zeile 3:
  
 
==Familie==
 
==Familie==
Sein Vater Otto Wimmer (1841 - 1910) stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorflehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul am 22.02.1878 zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Der jüngere Stiefbruder seines Vaters, Rudolf Wimmer (1849 - 1915) war ein damals berühmter und begehrter Maler von vielen Herrscher- und Industriellen-Portraits in ganz Europa, Nordamerika und Südafrika. Sein Vater starb 1910. Er unterstütze seitdem seine Mutter finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie (1900 - 1984) kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie mit ihm auf abenteuerliche Weise und gegen den Willen ihrer Familie nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul (geb. 1921) und Franziska (geb. 1927). Paul wurde promovierter Mediziner, arbeitete bei dem Münchner Pharmakonzern Togal und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung in München. Sein Sohn Dr. Carolus Wimmer (geb. 1948, Politologe) wanderte nach dem Abitur am Regensburger Internat seines Großvaters 1967 und dem anschließenden Studium an der Universität Konstanz 1970 in das Heimatland seiner Mutter, Venezuela, aus. Franziska wurde Bibliothekarin, heiratete einen Diplomaten, mit dem sie lange in Kanada lebte, und starb Mitte der 60er Jahre kinderlos an Krebs am Starnberger See bei München. Johanna Rosalie starb 1984 in Gottsdorf. Dr. Carolus Wimmer war 2009 Kultur-Staatssekretär in der damaligen Regierung von Hugo Chavez in Venezuela, Vizepräsident des Lateinamerikaparlamentes, danach Direktor für internationale Beziehungen der KP Venezuelas. Er kam 2009 mit seinem Sohn Daniel Wimmer zur Feier Pfadfinden100 nach Gottsdorf, wo er in seiner Kindheit oft die Ferien beim Großvater verbracht hatte.  
+
Sein Vater Otto Wimmer (1841 - 1910) stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorflehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul am 22.02.1878 zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Der jüngere Stiefbruder seines Vaters, Rudolf Wimmer (1849 - 1915) war ein damals berühmter und begehrter Maler von vielen Herrscher- und Industriellen-Portraits in ganz Europa, Nordamerika und Südafrika. Sein Vater starb 1910. Er unterstütze seitdem seine Mutter Emma Wimmer (1851 - 1940; geb. Kellner) finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie (1900 - 1984; geb. Vandermoere) kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie mit ihm auf abenteuerliche Weise und gegen den Willen ihrer Familie nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul (geb. 1921) und Franziska (geb. 1927). Paul wurde promovierter Mediziner, arbeitete bei dem Münchner Pharmakonzern Togal und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung in München. Sein Sohn Dr. Carolus Wimmer (geb. 1948, Politologe) wanderte nach dem Abitur am Regensburger Internat seines Großvaters 1967 und dem anschließenden Studium an der Universität Konstanz 1970 in das Heimatland seiner Mutter, Venezuela, aus. Franziska wurde Bibliothekarin, heiratete einen Diplomaten, mit dem sie lange in Kanada lebte, und starb Mitte der 60er Jahre kinderlos an Krebs am Starnberger See bei München. Johanna Rosalie starb 1984 in Gottsdorf. Dr. Carolus Wimmer war 2009 Kultur-Staatssekretär in der damaligen Regierung von Hugo Chavez in Venezuela, Vizepräsident des Lateinamerikaparlamentes, danach Direktor für internationale Beziehungen der KP Venezuelas. Er kam 2009 mit seinem Sohn Daniel Wimmer zur Feier Pfadfinden100 nach Gottsdorf, wo er in seiner Kindheit oft die Ferien beim Großvater verbracht hatte.  
  
 
Franz Paul Wimmer war gläubiger Katholik und stand in den 20er Jahren politisch der Bayerischen Volkspartei nahe.
 
Franz Paul Wimmer war gläubiger Katholik und stand in den 20er Jahren politisch der Bayerischen Volkspartei nahe.

Version vom 19. Juni 2022, 09:38 Uhr

Franz Paul Wimmer, auf Osterfahrt mit dem 1.MPZ 1919 bei Unterschleißheim (Foto: BdP Bayern Archiv, Jettenbach)

Franz Paul Wimmer (22.02.1878 in Vohenstrauß - 12.05.1966 in Gottsdorf), Gymnasiallehrer in München, gründete und führte in München die erste deutsche Pfadfindergruppe, den Ersten Münchner Pfadfinderzug (1. MPZ), und war damit der erste Feldmeister (Stammesführer) Deutschlands.

Familie

Sein Vater Otto Wimmer (1841 - 1910) stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorflehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul am 22.02.1878 zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Der jüngere Stiefbruder seines Vaters, Rudolf Wimmer (1849 - 1915) war ein damals berühmter und begehrter Maler von vielen Herrscher- und Industriellen-Portraits in ganz Europa, Nordamerika und Südafrika. Sein Vater starb 1910. Er unterstütze seitdem seine Mutter Emma Wimmer (1851 - 1940; geb. Kellner) finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie (1900 - 1984; geb. Vandermoere) kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie mit ihm auf abenteuerliche Weise und gegen den Willen ihrer Familie nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul (geb. 1921) und Franziska (geb. 1927). Paul wurde promovierter Mediziner, arbeitete bei dem Münchner Pharmakonzern Togal und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung in München. Sein Sohn Dr. Carolus Wimmer (geb. 1948, Politologe) wanderte nach dem Abitur am Regensburger Internat seines Großvaters 1967 und dem anschließenden Studium an der Universität Konstanz 1970 in das Heimatland seiner Mutter, Venezuela, aus. Franziska wurde Bibliothekarin, heiratete einen Diplomaten, mit dem sie lange in Kanada lebte, und starb Mitte der 60er Jahre kinderlos an Krebs am Starnberger See bei München. Johanna Rosalie starb 1984 in Gottsdorf. Dr. Carolus Wimmer war 2009 Kultur-Staatssekretär in der damaligen Regierung von Hugo Chavez in Venezuela, Vizepräsident des Lateinamerikaparlamentes, danach Direktor für internationale Beziehungen der KP Venezuelas. Er kam 2009 mit seinem Sohn Daniel Wimmer zur Feier Pfadfinden100 nach Gottsdorf, wo er in seiner Kindheit oft die Ferien beim Großvater verbracht hatte.

Franz Paul Wimmer war gläubiger Katholik und stand in den 20er Jahren politisch der Bayerischen Volkspartei nahe.

Ausbildung und Beruf

Franz Paul Wimmer, 1965 (Foto: BdP Bayern Archiv, Jettenbach)

Franz Paul Wimmer studierte Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten Würzburg, Erlangen und München. Sein Referendariat absolvierte er am damals reformorientierten Theresiengymnasium München, wo Ludwig Kemmer (02.03.1869 - 15.02.1941), ein späterer Mitarbeiter an Alexander Lions "Das Pfadfinderbuch" (1909), Lehrer für Deutsch und Alte Sprachen war. Kemmer trat öffentlich für eine grundlegende Reform des Gymnasiums in Anlehnung an den bayerischen Schulreformer und Münchner Stadtschulrat Georg Kerschensteiner (29.07.1854 - 15.01.1932) ein. Als Referendar unternahm Wimmer mit seinen Schülern samstägliche Wanderungen in der Umgebung Münchens, überzeugt, dass man Mathematik und Naturwissenschaften am besten in und von der Natur anschaulich und praktisch erlernen könne. Dies geschah mit Unterstützung der Schule als pädagogische Eigeninitiative völlig unabhängig von der gleichzeitig im Königreich Preußen erblühenden protestantisch und alldeutsch geprägten Wandervogelbewegung. Nach dem Studium wirkte er ab 1904 als Gymnasiallehrer am "Alten Realgymnasiums" in München, dem heutigen "Oskar von Miller Gymnasium". 1922 wechselte er an das Rupprecht-Gymnasium München, 1932 wurde er Direktor des Maria-Theresia-Gymnasiums in München. 1938 trat er als Schulleiter aus beruflichen Zwängen mit seiner Frau der NSDAP bei, ohne sich aber für das Regime zu engagieren. In diesem Jahr fand die reichsweite Umgestaltung der Höheren Schulen im NS-Sinn als Gleichschaltung statt. Damit gehörte er einer kleinen Minderheit seiner Berufskollegen an. Die meisten waren gleich im März 1933 der NSDAP beigetreten, wenn nicht schon bedeutend früher. Lehrer stellten schon vor 1933 eine der größten Berufsgruppen dieser Partei. Auf Grund einer anonymen Denunziation aus Kreisen des NS-Lehrerbundes, dem Wimmer nicht beitrat und dessen Wirken er an seiner Schule massiv behinderte, wurde er 1938 in die damals bayerische Pfalz nach Mannheim strafversetzt. Regelmäßige Rückversetzungsgesuche an südbayerische Gymnasien in den nächsten Jahren blieben vom zuständigen Ministerium in München unbeantwortet. Hinzu kam, dass Wimmer das damals politisch verbotene Schulgebet an seiner letzten Münchner Schule weiter beibehalten hatte und selbst daran demonstrativ allmorgentlich teilnahm. Die Schulbibliothek überließ er zudem bewußt der Leitung eines als Sozialdemokraten bekannten Kollegen und bewahrte sie so vor der "Säuberung" im NS-Sinn. Als Schulleiter zog er in Mannheim eine unangemessen schwere Schulaufgabe eines NS-Kollegen nachträglich zurück, was diesen veranlasste, ihn nach der Befreiung 1945 bei der französichen Besatzungsbehörde gehässig als "übelsten Nationalsozialisten und brutalen Lehrer" zu denunzieren. Wimmer wurde daraufhin rein nach Aktenlage ohne Pensionsanspruch vom Dienst suspendiert und zog mit seiner französischen Frau Jeanne Rosalie und Tochter Franziska nach Gottsdorf bei Passau, dem Geburtsort seines Vaters. Sein Sohn Paul arbeitete als Mediziner bei dem Münchner Pharmakonzern Togal-Werke. Von Gottsdorf aus, wo er ohne Einkommen in größter Armut lebte, betrieb er bei der Spruchkammer München seine Rehabilitierung, die ihn zunächst nach Mannheimer Aktenlage als "belastet" einstufte. Wimmer schaltete einen Anwalt ein und erlangte die Vernehmung von Zeugen und auch die des Denunziantens. So wurde nach drei Jahren die Denunziation aufgedeckt. Wegen seiner NSPAP-Mitgliedschaft ab Mai 1938 wurde er nur noch als "Mitläufer" eingestuft und erhielt fortan seine Pension auch rückwirkend ausgezahlt.

Der von Wimmer gegründete 1. Münchner Pfadfinderzug (1. MPZ) setzte sich, seiner beruflichen Laufbahn entsprechend, bis 1932 hauptsächlich aus Schülern des Alten Realgymnasiums und des Rupprecht-Gymnasiums zusammen. Um dem Verdacht jeglicher Bevorzugung seiner Pfadfinder als auch seiner Schüler zuvorzukommen, verlangte es von ihnen schulisch mehr Leistung als von ihren Mitschülern und trat ihnen gegenüber in der Schule auch strenger auf. Sein ehemaliger Schüler am Rupprecht-Gymnasium, der Jurist Rupprecht Gerngroß (21.06.1915 - 25.02.1996), Pfadfinder und Feldmeister (Stammesführer) des 1.MPZ in den späten 20er und Anfang der 30er Jahre, initiierte als Offizier in der Dolmetscher-Kompanie der Wehrmacht in München im Frühjahr 1945 mit anderen Mitgliedern des 1. MPZ und seinen Dolmetschern die "Freiheitsaktion Bayern", rief zum bayernweiten Aufstand gegen das NS-Regime auf und leitete diesen in München. Ziel war, den "Nero-Befehl" der SS (Zerstörung der Brücken und Infrastruktur vor den einmaschierenden US-Truppen) zu verhindern, die NS-Repräsentanten zu verhaften ("Fasanenjagd") und den Amerikanern Bayern kampflos zu übergeben. Der Aufstand wurde von der SS nach anfänglichen Erfolgen blutig niedergeschlagen, band aber deren Kräfte so sehr, dass der "Nero-Befehl" nicht umgesetzt und Bayern weitestgehend kampflos von den US-Truppen besetzt werden konnte. Zu Ehren dieser Freiheitsaktion wurde 1946 der Feilitzschplatz in München-Schwabing in "Münchner Freiheit" umbenannt. Das Alte Realgymnasium liegt nur einen Häuserblock von diesem Platz entfernt. Rupprecht Gerngroß wurde ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nochmals mit seiner chinesischen Dschunke "Mau Yee" (auf deutsch "Münchner Freiheit") berühmt, mit der er die Adria durchsegelte, die Freiheitsaktion Bayern international bekanntmachte und für Freiheit und Demokratie warb. Ab den 80er Jahren diente die Dschunke für erlebnispädagogische Segelturns mit auch Jugendlichen aus den verschiedensten Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens, um zur Verständigung zwischen den Völkern beizutragen. Im Jugoslawienkrieg leistete die Dschunke weit beachtete humanitäre Einsätze für die betroffene Zivilbevölkerung.

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer forschte Wimmer in enger Zusammenarbeit mit den Optischen Werken Rodenstock/München im Bereich der angewandten Optik und ist Erfinder mehrerer optischer Apparate. Am bedeutendsten sind seine Beiträge zum didaktischen Einsatz optischer Geräte und von projezierten Bildern im Schulunterricht. Wimmer erfand den Vorläufer des heutigen Beamers. Er entwickelte für das Münchner Rupprecht-Gymnasium mehrere Projektoren und erstellte eine umfangreiche Dia-Sammlung für viele Schulfächer, die noch in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts - zur Schulzeit des Verfassers dieses Artikels am Rupprecht-Gymnasium - zum Unterrichtseinsatz kamen. Erst die neue Overhead-Projektoren-Technik ab ca. 1975 und dann die heutige Beamertechnologie lösten Wimmers Apparate ab, fußen im Prinzip aber weiterhin auf Wimmers Entwicklungen in der Makroprojektion.

Eine weitere Entwicklung Wimmers während des ersten Weltkriegs war die eines verbesserten Suchscheinwerfers für Maschinengewehre, in dessen Anwendung er auch ausbildete.

Pfadfinder & Co

Gedenktafel am Oskar-von-Miller-Gymnasium München (Foto: Archiv Dr. Leffler, München)

Im Sommer 1909 lasen Schüler des "Alten Realgymnasiums" in München (heute: Oskar-von-Miller Gymnasium) Das Pfadfinderbuch von Alexander Lion. In der Folge baten sie nach den Sommerferien im September 1909 ihren Lehrer Studienrat Franz Paul Wimmer mit ihnen nach dem Buch zu arbeiten und eine eigenständige Pfadfindergruppe im Sinne des "Verein Jugendsport in Wald und Feld (ab 1911 "Deutscher Pfadfinderverband")" zu gründen. Am 25.09.1909 trafen sie sich mit Wimmer zur ersten Gruppenstunde. Die Gruppe wurde nach ihrem explosionsartigen Wachstum Ostern 1910 geteilt und Wimmers Gruppe erhielt den Namen "Erster Münchner Pfadfinderzug". Er ist damit nachweislich die erste Pfadfindergruppe Deutschlands und Wimmer der erste Stammesführer ("Feldmeister" im damaligen Sprachgebrauch). Zuvor war Pfadfinden nur als methodische Bereicherung bestehender kirchlicher und sportlicher Jugendgruppen und des Wandervogels gedacht, nicht als eigenständige Jugendorganisation. In diesem Sinne war der Verein Jugendsport etc. vor 1911 auch nur ein Förderverein Erwachsener für die Verbreitung dieser neuen englischen pädagogischen Methode, kein Pfadfinderbund im heutigen Sinne. Seine Versuche, eigene "Experimentiergruppen" von oben zu gründen, scheiterten alle schon im Ansatz. Die erfolgreichen Gründungen von weiteren Pfadfinder-Gruppen noch im Herbst 1909 in Metz, Bamberg und Breslau, alle ebenso wie München katholisch und jüdisch geprägte Städte, erhielten ihren Erfolg und ihr Profil erst im Nachhinein aus der schnell bekannten Münchner Verselbständigung "von unten" durch Wimmer und seine Schüler. In den Wochen zuvor waren auch sie nur erfolglose Versuche von "oben" gewesen. Wimmer und seine Schüler "erfanden" Pfadfinden erst als eigenständige Jugendbewegung. In Großbritannien verlief die Entwicklung gleichartig. Auch Robert Baden-Powell dachte zunächst nicht an eine eigenständige Jugendorganisation, sondern nur an eine methodische Bereicherung gegebener Organisationen der Jugendarbeit. Die Jugend schuf sich auch dort ihr Pfadfinden auf Anregung durch "Scouting for Boys" selbst. Die Organisation kam dann, in Großbritannien wie auch in Deutschland, erst im Nachhinein schrittweise innerhalb von zwei Jahren zur ursprünglichen Jugendbewegung hinzu.

Frau Hoffmann hat in ihrer unten angeführten wissenschaftlichen Arbeit dargestellt, warum das Pfadfinden 1909 als schon an deutsche Verhältnisse angepasster Import aus Großbritannien damals nur in München als erstes erfolgreich Fuß fassen konnte und wie durch die damit andernorts - vor allem in Königreich Preussen - verbundenen Probleme ab 1911 eine schrittweise "Germanisierung" der späteren Auflagen des Pfadfinderbuches von Alexander Lion nötig wurde, um Pfadfinden auch im übrigen Deutschland - insbesondere dem Königreich Preussen - flächendeckend und gegen die Konkurrenz des damals im Königreich Preussen schon etablierten und völkisch wie auch antisemitisch geprägten Wandervogels einführen zu können.

Pfadfinder und Wandervögel entstammten anfangs völlig verschiedenen sozialen und konfessionellen Millieus innerhalb der bürgerlichen Mittelschicht mit anfangs auch deutlicher regionaler Abgrenzung. Sie lebten deshalb, sich wesensmäßig fremd, bis 1919 ohne Berührungspunkte nebeneinander her. Wandervögel entstammten familiär schwerpunktmäßig traditionell humanistisch gebildeten höheren Beamtenfamilien oder den traditionellen Freiberufen mit protestantischer Konfession und anti-wilhelminischer und völkisch-antisemitischer Gesinnung im Dunstkreis des Alldeutschen Verbandes, vor allem im Königreich Preussen aber auch den übrigen damals protestantischen Gebieten Deuschlands. Honoratiorenfamilien. Dieses Millieu war reproduktiv gesinnt: Eine für sie vermeintlich bessere Zeit der Befeiungskriege 1812 - 1815 und des folgenden Biedermeiers sollte unter neuen Vorzeichen wiederhergestellt werden. Bismarck war ihr Held. Pfadfinder entstammten familiär schwerpunktmäßig der modern, d.h. mit modernen Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften, gebildeten technisch-handwerklich-ökonomischen Intelligenz aus beruflich oft selbständigen oder unternehmerischen Familien katholischer oder jüdischer Konfession mit liberaler Gesinnung, im Königreich Bayern und auch den übrigen damals katholischen Gebieten Deutschlands. Dieses Millieu war innovativ gesinnt. In der Zukunft liegt der Erfolg, die Gegenwart ist dafür aktiv zu gestalten. Bestimmte Teile der sich in ihrem Sozialprestige bedroht fühlenden alten konservativen bürgerlichen Eliten (gefühlte Modernisierungsverlierer) stellten aus kulturpessimistischer Grundhaltung den Wandervogel, bestimmte Teile der sich in ihrem Sozialprestige bestätigt fühlenden neuen liberalen bürgerlichen Eliten (gefühlte Modernisierungsgewinner) aus kulturoptimistischer Grundhaltung die Pfadfinder. Der Unterschied zwischen romantisch-nationaler Rückwärtsgewandtheit der Wandervögel in einem gemeinschaftlichen Elfenbeinturm auf der einen Seite und pragmatischer Gegenwartsgestaltung der Pfadfinder in ihrer Gesellschaft auf der anderen Seite gründen in Deutschland damals darin.

Die Reformorientierung des Wandervogels und der anderen Zweige der klassischen deutschen Jugendbewegung vor 1919 bedeutet damals dementsprechend auch nichts anderes als die anti-wilhelminische Radikalisierung bestimmter Kreise unter den gefühlten Modernisierungsverlierern in völkisch-antisemitischer Gesinnung, die sich im Alldeutschen Verband politisch bündelte. Auch wesentliche Teile der deutschen Reformpädagogik dieser Zeit dienten schlicht allein einer völkisch-antisemitischen Umgestaltung der gegebenen Strukturen für die Kinder der gefühlten Modernisierungsverlierer. In diesem Sinne waren die Pfadfinder vor 1919 nicht Teil der klassischen deutschen Jugendbewegung.

Ein protestantisches Pfadfinden entstand dennoch ab 1910 informell in Bibelkreisen und dem CVJM nach Lions Pfadfinderbuch gemäß dessen ursprünglicher Absicht. Es wurde dann aber ab 1912 von dem evangelischen Pastor und CVJM-Sekretär Dr. Gustav Kertz von Nürnberg aus mit seiner programmatischen Schrift "Allzeit Bereit! Erfahrungen deutscher Pfadfinder" in ausdrücklich antisemitischer aber auch wilhelminischer Gesinnung als sekundäre Konkurrenz zum interkonfessionellen Ansatz von Lion, Wimmer & Co unter alleiniger Berufung auf Baden-Powell straff formiert. In preussisch-militaristischer Haltung streng nach äußerem Schutztruppenvorbild gestaltet wurde das evangelische Pfadfinden von Kertz als das Pfadfinden für "deutsche" Jungen und in Abgrenzung zu dem liberalen interkonfessionellen für "jüdische" Jungen propagiert. Kertz erfüllte damit die damaligen wilhelminischen "Germanisierungsanforderungen" an das deutsche Pfadfinden aus seiner entsprechenden Gesinnung heraus bestens und hatte Erfolg damit. Kontakte zwischen diesen beiden Pfadfinderrichtungen gab es vor 1919 nicht, abgesehen von immer wieder stattfindenden Übertritten ehemals evangelischer Gruppen hin zu dem liberalen interkonfessionellen Pfadfinden.

Pfadfinden für Mädchen entstand im interkonfessionellen Rahmen und schnell nach 1909 auf örtlicher Ebene parallel zu dem für Jungen. Die Schwestern wollten mitziehen mit ihren Brüdern, die Familien waren offen dafür. Am 14.01.1912 wurde in Berlin offiziell der Bund Deutscher Pfadfinderinnen gegründet, der sofort reichsweit Gruppen hatte.

Eine frühe Kontakt-Ausnahme Pfadfinder-Wandervogel war noch vor der Gründung des 1. MPZ der Besuch britischer Pfadfinder ab dem 17.04.1909 in Deutschland mit bewußtem Alt-Wandervogelkontakt und der daraufhin vom 06.07. bis 06.08.1909 stattfindende Gegenbesuch von Alt-Wandervögeln bei den Pfadfindern in Großbritannien. Beide Begegnungen waren von Baden-Powell persönlich initiiert worden, blieben aber wegen des unverhofft fast gleichzeitigen Entstehens des deutschen Pfadfindens in München und schnell darauf andernorts ohne weitere Folgen. Alexander Lion war zu dieser Zeit nicht nur mit Baden-Powell persönlich bekannt, Inhaber der deutschen Lizenz an "Scouting for Boys" und Autor von dessen deutscher Übertragung, des Pfadfinderbuchs von 1909, sondern auch Mitglied des Berliner "Eufrat" (Eltern- und Fördererkreis) des Alt-Wandervogels, um Pfadfinden dort als pädagogische Methode einzuführen, was anfangs auch auf breite positive Resonanz beim Alt-Wandervogel stieß. Die beiden Bücher von Baden-Powell und Lion wurden vom Alt-Wandervogel 1909 in seiner Mitgliederzeitschrift noch ausdrücklich beworben und für die eigene Arbeit empfohlen. Danach nicht mehr. Auf Wimmer hatte dies alles keinen Einfluss, wenn er denn damals überhaupt davon schon wußte. Erst ab 1919 kam es durch die Umwälzungen der alten Millieus innerhalb der bürgerlichen Mittelschicht und Auflösung ihrer zuvor festen Grenzen durch den Ersten Weltkrieg zu einer gegenseitig bewußten Wahrnehmung. Die Diskussionen während der Prunner Tagung 1919, im Weißen Ritter 1919 und 1920 und der sich darin manifestierende "Bündische Aufbruch" im völkischen Geist sind dessen Spiegelbild. Viele Mitglieder der gebildeten Mittelschicht, Pfadfinder und Wandervögel, fühlten sich durch Kriegsausgang, Revolution, Bürgerkrieg und den Versailler Vertrag als (Prestige-)Verlierer. Höhere Bildung führte damals nicht mehr zur bürgerlichen Karriere sondern ins soziale Abseits. Die völkische und antisemitische Schablone dagegen war im Wandervogel schon stabil vorhanden. Dolchstoßlegende und Langemarcklegende legten deren Anwendung nun auch in Pfadfinderkreisen nahe. Wimmer, Lion, von Seckendorff und andere widerstanden dem als jetzt republiktreue Demokraten und wurden deshalb von den "Neuerern" als "überholte Alte" angefeindet. Das spiegelt eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung damals.

Am 25.9.1909 entstand also in diesem komplexen und bald bewegten historischen Umfeld an Wimmers Münchner Schule, dem Alten Realgymnasium (heute Oskar-von-Miller Gymnasium), der 1.Münchner Pfadfinderzug (1.MPZ) als die erste deutsche Pfadfindergruppe. Der 1.Münchner Pfadfinderzug wurde bis zu seiner Kriegsmobilisierung 1914 von Franz Paul Wimmer geführt. Wimmer schloss sich mit dem 1. MPZ 1912 dem Bayerischen Wehrkraftverein, dem Dachverband der bürgerlischen Jugendorganisationen in Bayern, an, verließ diesen mit dem 1. MPZ 1918 sofort mit Ausrufung des Freistaates Bayern wegen Unvereinbarkeit der Ziele und gründete mit anderen Pfadfinderführern den Pfadfinderbund Bayern. Wimmer war dann bis 1933 in der Führung des Pfadfinderbundes Bayern engagiert. Er unterstützte den 1. MPZ weiterhin nach Kräften, nahm an Fahrten teil und warb unter seinen Schülern für ihn. 1919 nahm Wimmer mit weiteren Mitgliedern des 1. Münchner Pfadfinderzuges als Teilnehmer und Redner am "Ersten Deutschen Pfadfindertag" auf Schloss Prunn zusammen mit den österreichischen Pfadfinderführern teil und kritisierte mit diesen die völkische Umorientierung der Regensburger und von Teilen der Münchner Pfadfinder durch Voggenreiter, Sonntag und Schürnbrand, die den "Aufbruch" der Neupfadfinder als Hinwendung zum Wandervogel und dessen seit Karl Fischer ab 1901 dezidiert völkischer Ideologie im Umfeld des Alldeutschen Verbandes markierte. Das Prunner Gelöbnis ist das damalige Wiener Pfadfinderversprechen, das von den Wiener Führern mit Unterstützung der Münchner als Minimalergebnis der Tagung ausdrücklich gegen die Meißner Formel von 1913 und gegen den völkischen Neuaufbruch der Regensburger durchgesetzt wurde. Aus dieser völkischen Geisteshaltung heraus pöbelte z.B. der spätere Berliner Neupfadfinder und evangelische Pastor Martin Voelkel 1921 Alexander Lion auf der Naumburger Führertagung heftigst antisemitisch an, was Lion mit seinem Austritt beantwortete. Später schloss sich der Pfadfinderbund Bayern, wie auch Alexander Lion, der republiktreuen und international arbeitenden Reichsschaft Deutscher Pfadfinder an, die mit WOSM in Kontakt stand und 1932 de jure als dessen deutscher Vertreter anerkannt wurde. Der offiziellen Aufnahme im August 1933 am Jamboree in Gödöllö/Ungarn kam die Machtergreifung Hitlers zuvor. Bündische Formen wie die Stammeserziehung nach John Hargrave (damals noch R/R-Commissioner bei WOSM) und später Kohten und Jujas von der dj1.11 wurden auch im Pfadfinderbund Bayern schnell übernommen. Im August 1933 wurde der Reichsschaft die eigene aktive Arbeit untersagt und ihre Gruppen geschlossen ins Jungvolk der HJ überführt. Viele andere ehemalige Pfadfinder schlossen sich daraufhin im Rahmen des Jungvolkes den dortigen ehemaligen Reichsschaftsgruppen an, um als "U-Boote" im Ozean der HJ auch weiter für sich bestehen zu können. Als mitgliedermäßig effektiv "ausgehöhlte" und in der Führung an den Schaltstellen übernommene reine Organisation bestand die Reichsschaft unter HJ-Führung bis 1934 formal weiter, da die HJ über sie sich die Anerkennung von WOSM als Pfadfinderorganisation zu erschleichen versuchte. Als dies scheiterte, wurde die Reichsschaft sofort aufgelöst.

Das Scheitern dieses Versuchs war unter anderem auch in den schriftliche Warnungen vor den Plänen der HJ-Führung von Alexander Lion über Emmerich Teuber (Papa Teuber - Gründer der österreichischen Pfadfinder 1910) an Baden-Powell begründet. Teuber und Lion kamen deshalb 1938 mit einer österreichischen Pfadfinderin in Gestapohaft und 1939 vor ein Sondergericht. Die Urteile fielen ungewöhnlich und unerwartet mild aus. Das war zum einem der geschickten Verteidigung geschuldet, vermutlich aber auch "höherer" Intervention aus alten aber noch einflussreichen Militärkreisen aus Lions persönlichem Umfeld. Plausibilitätserwägungen deuten auf den populären und noch einflussreichen Generalfeldmarschall August von Mackensen hin, der sich mehrfach erfolgreich für Verfolgte des NS-Regimes einsetzte. Seinem Schutz ist vermutlich zu verdanken, dass Lion und seine Frau, im Gegensatz zu Lions Geschwistern und deren Familien, die NS-Zeit trotz ihrer "rassischen Probleme" weitestgehend unbehelligt überstanden und nicht ermordet wurden.

Im Jungvolk konnten sich somit vereinzelt Pfadfindergruppen geschlossen noch bis 1938 halten, der 1. MPZ durch lokale Zufälle sogar bis ins Frühjahr 1945. Im Widerstand der "Freiheitsaktion Bayern" fanden im April 1945 in München dann Mitglieder des 1.MPZ wieder zusammen. Andere Mitglieder des 1. MPZ waren 1933 emigriert: Der später berühmte Philosoph Karl Löwith kam z.B. als amerikanischer Soldat und Befreier wieder nach Deutschland. Wimmer zog sich im Sommer 1933 aus der Pfadfinderarbeit zurück und fand erst nach 1945 durch den seit 1909 befreundeten Alexander Lion wieder zu ihr hin. Er blieb dem Pfadfinden dann bis zum Tode verbunden und war bei den jährliche Traditionstreffen des 1.Münchner Pfadfinderzug immer mit dabei. Der Kontakt mit Alexander Lion war bis zu dessen Tod 1962 sehr eng. Das letzte Traditionstreffen des 1.MPZ fand am 23. November 2000 um 10.00 Uhr im Gasthaus "Zum Spöckmeier" in München mit 4 ehemaligen Mitgliedern und 3 geladenen Gästen als traditionelles Münchner Weißwurstfrühstück statt.

Franz Paul Wimmer übergab dem Traditionsstamm Steinadler München (BDP/BdP) die Signaltrompete und das Banner des 1. MPZ, die später wie auch Wimmers pfadfinderischer Nachlass ins BdP Bayern Archiv Eingang fanden. Der Traditionsstamm vertrat bei Wimmers Beerdigung die Pfadfinderjugend.

Wimmer starb am 12.05.1966 in Gottsdorf und wurde seinem letzten Willen entsprechend auf dem Friedhof der Gemeinde Gottsdorf im Familiengrab beigesetzt. Laut seiner Frau sprach er in den letzten Wochen seines Lebens nur Französisch. Das Grab wurde später von der Gemeinde Gottsdorf übernommen zum Dank für die Bedeutung der Familie Wimmer für den Ort.

2009 wurde im Zuge der Feierlichkeiten des rdp-Bayern und des VDAPG "Pfadfinden100 - es begann in München" Wimmers Familiengrab in Gottsdorf renoviert und eine Gedenktafel für Franz Paul Wimmer angebracht. Am Münchner Oskar-von-Miller Gymnasium wurde eine Gedenkplatte für den 1. MPZ und Franz Paul Wimmer installiert und in Fischach bei Augsburg das Grab von Alexander Lion renoviert.

Veröffentlichungen von Franz Paul Wimmer und Quellen

Veröffentlichungen

- Merkblatt des 1. MPZ, 1910

- Praxis der Makro- und Mikroprojektion für Lehrzwecke in Schule und Haus sowie für Lichtbildvorträge, Leipzig 1911

- Merkblatt des 1. MPZ, 1912

- Die Pfadfinder, Nürnberg, 1912

- Die Pfadfinder, Sonderdruck: Bayerische Zeitung für Realschulwesen, 1912 Heft 2

- Pfadfinder, geänderter Sonderdruck: Bayerische Zeitung für Realschulwesen, 1913

- Merkblatt des 1. MPZ, 1919

- I. Muenchner Pfadfinderzug am Alten Realgymnasium 1909 - 1919. Festschrift zum zehnjährigen Bestehen des Zuges. München, Oktober 1919

- Lieber Bub!, Informationsblatt des 1. MPZ, München 1919

- Die Mikroprojektion im Unterricht, Leipzig 1926

- Pfadfinder, Ein paar Worte zur Aufklärung, Bayerischer Pfadfinderbund e.V., München, 1927

- Kurzgeschichte des 1. MPZ 1909 - 1935, Gottsdorf, 1958, Typoskript

- Erster Münchner Pfadfinderzug gegr. 1909 - Kurzlebensläufe 1909 bis 1960 und Ad Memoriam, Passau, 1961

Quellen

- Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. V Kriegsarchiv, Akten Pfadfinder 1909 - 1919

- BdP Bayern Archiv, Akte 1. Münchner Pfadfinderzug

- BdP Bayern Archiv, Abschrift des Urteils des Sondergerichtes für den Bezirk des Oberlandesgerichtes München bei dem Landgerichte München I vom 31.05.1939 gegen Lion Alexander Israel, Teuber Emmerich und Prohaska Helene. Aktenzeichen: 3 Sond. KMs 32/39 (Berlin); Abschrift von Dr. Stefan Schrölkamp

- BdP Bayern Archiv, Akte 1. Münchner Pfadfinderzug, Einladungsschreiben vom 09.11.2000 zum Traditionstreffen des 1.MPZ am 23.11.2000; Verschickt i. A. von Hartmut Keyler

- Landesarchiv Speyer, Personalakte Franz Paul Wimmer (wg. Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern bis 1946)

- Landeshauptarchiv Koblenz, Personalakte Franz Paul Wimmer (wg. Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern bis 1946)

- Staatsarchiv München, Akte Franz Paul Wimmer / 1. Münchner Pfadfinderzug

- Staatsarchiv München, Spruchkammer München, Akte Franz Paul Wimmer

Geburtstagsfeiern "Pfadfinden100 - es begann in München" zum Jubiläum 100 Jahre Pfadfinder in Deutschland 1909-2009

Geburtstagsfest Pfadfinden100 in Gottsdorf 2009 (Foto: Archiv Dr. Leffler, München

9.Mai 2009 Geburtstagsfest mit Gedenkgottesdienst am Grab von Franz Paul Wimmer in Gottsdorf bei Passau. Eine Gedenkplatte des rdp Bayern wird am renovierten Grab Wimmers angebracht. Sie erinnert an seine Bedeutung für die deutsche Pfadfinderbewegung, als Pädagoge und als Naturwissenschaftler. Gastgeber war der DPSG Stamm Untergrießbach. Vertreten waren DPSG, BdP, PSG,VDAPG und Vertreter von Politik, Gesellschaft und Presse aus der Region.

Geburtstagsfest Pfadfinden100 in Fischach 2009 (Foto: Archiv Dr. Leffler, München)

23.Mai 2009 Geburtstagsfest am Grab von Alexander Lion in Fischach bei Augsburg. Das Grab wurde vom rdp Bayern renoviert. Gedenkgottesdienst und Jubiläumsfest in der Fischacher Stadthalle.

Ausstellung Pfadfinden100 im Oskar-von-Miller-Gymnasium 2009 (Foto: Archiv Dr. Leffler, München)

25.September 2009 Oskar von Miller Gymnasium (ehem. Altes Realgymnasium) in München: Als Schülerprojekt erarbeitete Austellung zur Geschichte des 1. Münchner Pfadfinderzuges und Spielefest des rdp/VDAPG-Bayern für die Schüler und Schwabinger Kinder. Präsentation der Gedenktafel in Erinnerung an Franz Paul Wimmer und den 1.Münchner Pfadfinderzug.

27.November 2009 Oskar von Miller Gymnasium (ehem. Altes Realgymnasium) in München: Die Gedenktafel an Franz Paul Wimmer und den 1.Münchner Pfadfinderzug wird nach Anbringung im Schuleingang feierlich enthüllt.

Die Erinnerungsfeiern werden von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des rdp-(Ringverbände)-Bayern und des VDAPG organisiert und von Stämmen des rdp-Bayern und dem VDAPG durchgeführt. Die beiden Gedenktafeln und die Renovierungen der beiden Gräber wurden durch private Spenden und öffentliche Zuschüsse finanziert.

Literatur

- Ausstellungstafeln 1. Münchner Pfadfinderzug; hrsg. vom Oskar-von-Miller-Gymnasium München, 2009
- Beckenbach, Niels und Klotter, Christoph; Romantik und Gewalt: Jugendbewegungen im 19., 20. und 21. Jahrhundert; Heidelberg, 2012
- Becker, Howard; Vom Barette schwankt die Feder. Die Geschichte der deutschen Jugendbewegung; Wiesbaden 1949
- Der Wandervogel. Zeitschrift des Bundes für Jugendwanderungen "Alt-Wandervogel", 4. Jahrgang Friedenau 1909; 5. Jahrgang Friedenau 1910
- Der Weiße Ritter, Eine Führerzeitung zweites Jahr, 1919/1920; hrsg. von Habbel, Franz Ludwig; Verlag Der Weiße Ritter, Regensburg 1920
- Diem, Veronika; Die Freiheitsaktion Bayern. Ein Aufstand in der Endphase des NS-Regimes; Kallmünz/Opf. 2013
- Dudek, Peter; Liebevolle Züchtigung. Ein Mißbrauch der Autorität im Namen der Reformpädagogik; Bad Heilbrunn 2012
- Giesecke, Hermann; Vom Wandervogel bis zur Hitlerjugend. Jugendarbeit zwischen Politik und Pädagogik; München 1981
- Habbel, Franz Ludwig und Voggenreiter, Ludwig (Hrsg.); Schloss Prunn, Der deutsche Pfadfindertag von 1919. Die österreichische Führeraussprache in Neulengbach; Erstes Beiheft der Führerzeitung Der Weiße Ritter; Verlag Der Weiße Ritter; Regensburg 1919
- Herrmann, Ulrich und Schlüter, Steffen (Hrsg.); Reformpädagogik - eine kritisch-konstruktive Vergegenwärtigung; Bad Heilbrunn 2012
- Hoffmann, Ruth Karen Christiane, Der interkulturelle Transfer des Boy-Scout-Konzepts von Großbritannien nach Bayern vor dem Ersten Weltkrieg, Zulassungsarbeit eingereicht bei der Ludwig-Maximilians-Universität München Abteilung für Bayerische Landesgeschichte, München 2005
- Hopfgarten, Elise von; Pfadfinderbuch für junge Mädchen; München 1912
- Ille, Gerhard, Köhler, Günter (Hrsg.); Der Wandervogel. Es begann in Steglitz; Berlin 1987
- Kertz, Gustav; Allzeit Bereit! Erfahrungen deutscher Pfadfinder; Mainbergheim 1912
- Laqueur, Walter Z.; Die deutsche Jugendbewegung. Eine historische Studie; Gütersloh 1962
- Lion, Alexander; Das Pfadfinderbuch, München; 1. Aufl. 1909, 2. Aufl. 1911; 3. überarbeitete Aufl. 1912 als "Jungdeutschlands Pfadfinderbuch; 4. Auflage 1913 als "Jungdeutschlands Pfadfinderbuch; 5. Auflage 1914 als "Jungdeutschlands Pfadfinderbuch
- Lion, Alexander; Höhen und Tiefen des Lebens - Autobiographisches und Selbstzeugnisse; hrsg. v. Schrölkamp, Stephan; Spurbuchverlag; Baunach 2014.ISBN 978-3-88778-414-0
- Niemeyer, Christian; Die dunklen Seiten der Jugendbewegung. Vom Wandervogel zur Hitlerjugend; Tübingen 2013
- Oelkers, Jürgen; Eros und Herrschaft. Die dunklen Seiten der Reformpädagogik; Weinheim und Basel 2011
- Pross, Harry; Jugend Eros Politik; München 1964
- rdp Bayern, Pfadfinden100 - es begann in München, Programmheft zum Geburtstagsfest am 25.09.2009 im Oskar-von-Miller-Gymnasium, München 2009
- Scouting 1/2009: 100 Jahre Pfadfinder in Deutschland, S.40-42
- Scouting 1/2009: "Pfadfinden 100" Interview mit Hanns Ortlieb, S.43-46
- Scouting 2/2009: "Pfadfinden 100 in Deutschland-Geburtstagsfest in Gottsdorf", S.38-39
- Schrölkamp, Stephan: Gründerväter der Pfadfinderbewegung: Bd. 1, Spurbuchverlag, Baunach 2004. ISBN 978-3-88778-226-9
- Stambolis, Barbara; Mythos Jugend. Leitbild und Krisensymptom. Ein Aspekt der politischen Kultur im 20. Jahrhundert; Edition Archiv der deutschen Jugendbewegung Band 11; Schwalbach /Ts. 2003
- Strunk, Piet; Die Pfadfinder in Deuschland 1909 - 2009; EU 2010
- Taitsch, Florian; Der Kaisermaler Rudolf Wimmer 1849 - 1915; Dissertation Universität Passau 2014
- Winnecken, Andreas; Ein Fall von Antisemitismus. Zur Geschichte und Pathagonese der deutschen Jugendbewegung vor dem Ersten Weltkrieg; Edition Archiv der deutschen Jugendbewegung Band 7, hrsg. von Mogge, Winfried; Köln 1991

Weblinks