Oskar Kusch

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Oberleutnat zur See Oskar-Heinz Kusch (*6. April 1918 in Berlin, † (ermordet) 12. Mai 1944 in Kiel) gilt aufgrund seiner Treue zu seinen Idealen und zu seinem Bund als Vorbild. Er war Mitglied in mehreren Bünden der Jugendbewegung, Kommandeur eines U-Bootes und wurde wegen seiner Kritik am NS-Regime hingerichtet. Im Pfadfinderbund Südlegion (heute Pfadfinderbund Horizonte) wurde der Todestag von Oskar Kusch als Südlegiongedenktag begangen, an dem besonders auch ihm gedacht wurde.


Jugendbewegung

Oskar Kusch gehörte wie viele seiner Zeitgenossen der Bündischen Jugend an. Als Zehnjähriger trat er 1928 in einen Bund der Jugendbewegung ein. Er gehörte der Deutschen Freischar und dem Deutschen Pfadfinderbund an.

Besonders prägend war für ihn seine Mitgliedschaft im Jungenbund Südlegion. Dieser Bund war entstanden in der Ringgemeinschaft deutscher Pfadfinder als Tahoe-Ring. 1932 ging die Südlegion aus dem Tahoe-Ring hervor. Geführt von Rudi Pallas beschäftigte sich die Südlegion intensiv mit Literatur, Kunst und Philosophie. Wichtiger geistiger Bezugspunkt für die Südlegion war das antike Griechenland. Die Südlegion unterhielt Kontakte zu französischen Schriftstellern (Jean Giono,André Gide), aber auch zu deutschen Schriftstellern, die in der Inneren Emigration waren (Ernst Wiechert,Hans Carossa). Ebenso hatten in ihrem Liedgut Lieder, die sie auf ihren Großfahrten kennengelernt hatten ihren Platz gefunden. So stand sie in Opposition zu den neuen Machthabern und ihren Schergen nach 1933. 1934 löste sich der Jugendbund auf um nicht in die Hitler-Jugend eingegliedert zu werden, blieb aber weiter in Kontakt und unternahm weiterhin gemeinsame Fahrten. Im Nazi-Jargon nannte man dies "Bündische Umtriebe". So blieben Oskar Kusch und Rudi Pallas in Kontakt. Der Briefkontakt hielt auch in den Kriegsjahren an und ist geprägt von den Erlebnissen in der Jugendbewegung und der Sehnsucht nach dem verlorenen Jugendland. Auch mit anderen Freunden aus der Südlegion blieb er in Kontakt. Oskar Kusch trat in die Spielschar „Oskar“ der Hitler-Jugend ein und führte sie im bündischen Stil. Diese Spielscharen waren häufig der Versuch bündische Gruppen und Traditionen weiterzuführen trotzdem Verbot der Bündischen Jugend. Infolge von "Säuberungen" der Hitler-Jugend von "bündischen Elementen" wurde die Spielschar „Oskar“ aufgelöst. 1935 verließ Oskar Kusch die HJ. Oskar Kusch gehörte weiterhin zu den Bündischen, die es in der Illegalität überall im Deutschen Reich gab.

Reichsarbeitsdienst

Einige Anzeichen weisen darauf hin, dass Kusch während dieser Zeit von der Gestapo überwacht wurde. So die Angabe der Staatspolizeistelle (STL) Berlin und die Bemerkung der STL, Kusch habe sich in Briefen an seinen ehemaligen Gruppenführer der Bündischen Jugend, Dr. Pallas, in „krasser Form“ über den Reichsarbeitsdienst geäußert, den er von Oktober 1936 bis März 1937 ableistete.

in der Kriegsmarine

Oskar Kusch trat am 3. April 1937 als Seeoffiziersanwärter in die Kriegsmarine ein.

Motivation

Die Begeisterung für die Marine, Abenteuerlust und der in der Bündischen Jugend geschulte Führerinstinkt werden auch eine Rolle gespielt haben. Bereits in seiner Jugend zeigte Oskar Kusch großes Interesse an der Seefahrt und der Marine.

Außerdem war Soldaten zu dieser Zeit politische Betätigung untersagt. Wehrmacht und Kriegsmarine galten als Orte, an dem man sich dem Griff der NSDAP entziehen konnte. Bei Ergreifen eines Berufs z.B. im öffentlichen Dienst hätte es zu Problemen kommen können aufgrund seiner Ablehnung einer Mitgliedschaft in einer NS-Organisation und seiner illegalen Aktivitäten mit seinen Freunden von der Südlegion.

1937-1943

Nach Ausbildungsdienst auf verschiedenen Schulschiffen und Lehrgängen, diente Oskar Kusch vom 3.April 1939 bis 31.März 1940 auf dem Kreuzer Emden. Die Ausbildung zum Wachoffizier in der U-Bootwaffe dauerte vom 1. April bis zum 27. September 1940, am 25. Juni 1941 wurde er erstmals an Bord von U 103 als zweiter Wachoffizier (II. W.O.) eingesetzt. Er diente vom 25. Juni 1941 bis Anfang Februar 1943 auf diesem U-Boot (U 103). Am 8.Februar 1943 erhielt er das Kommando über U 154.

Die Zeit auf U 154

An Bord von U 154 tat auch Kurt Druschel, ein vormaliger hoher Hitler-Jugend Führer Dienst. Früh zeigte sich, dass zwischen Kusch und seinen Offizieren politische Gegensätze bestanden, denn Kusch als Gegner der nationalsozialistischen Regierung und Abel und Druschel als überzeugte Nationalsozialisten führten einige Streitgespräche, oft im Beisein der Mannschaft.

„im märz 1943 befahl er, ein in der messe seines u-boots hängendes hitler-bild zu entfernen. nach zeugenaussagen soll er gesagt haben: "nehmt das dort mal weg, wir treiben hier keinen götzendienst."“

(Arno Klönne : puls 13-dokumentationsschrift der Jugendbewegung: "du weißt es-keine zeichen irrten" Südlegion-ein bericht über rudi pallas und den Jugendbund südlegion, September 1986, Verlag der Jugendbewegung, S.19)

Wegen weiterer im NS-Jargon als wehrkraftzersetzend und defätistisch eingestuften Aussagen wurde er 12. Januar 1944 denunziert. Außerdem hörte Oskar Kusch öfters ausländische Radiosender (Rundfunkvergehen).

Am 16. Januar 1944 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen Kusch wegen „Zersetzung der Wehrkraft, Beschimpfen des Reiches und Gräuelpropaganda“ eingeleitet und am.

Am Abend des 26. Januar 1944 wurde Kusch „wegen fortgesetzter Zersetzung der Wehrkraft und wegen Abhörens von Auslandssendern zum Tode und zu einem Jahr Zuchthaus“ verurteilt, gleichzeitig wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte entzogen. Der später hinzugefügte Vorwurf Abels der „Feigheit vor dem Feinde“ wurde hingegen von einem Gutachter als unbegründet zurückgewiesen.

Am 12. Mai 1944 wurde Oskar Kusch in Kiel erschossen, nachdem Kuschs Vorgesetzte, darunter Großadmiral Dönitz, eine Begnadigung abgelehnt hatten.


Dienstgrade

  • 1.Jänner 1938:Fähnrich zur See
  • 1.Juli 1939: Oberfähnrich zur See
  • 1.August 1939: Leutnant zur See
  • 1.September 1941: Oberleutnant zur See

Auszeichnungen

  • 10.November 1941: Eisernes Kreuz II. Klasse (EK II)
  • 10.November 1941: U-Boot-Kriegsabzeichen
  • 22. Juni 1942: Eisernes Kreuz I. Klasse (EK I)

Postumes Würdigung in den 90er Jahren

Nach dem Krieg bemühte sich Kuschs Vater um eine Rehabilitation seines Sohnes. 1949 wurde Karl-Heinrich Hagemann, der Vorsitzende Marinerichter, der Kusch verurteilt hatte, vor Gericht gestellt, Ende 1950 jedoch freigesprochen, da das Urteil rechtmäßig gewesen sei. Erst aufgrund der Arbeit Walles, der die Akten des Falles ausgewertet hatte, wurde Kusch 1996 rehabilitiert. Im Jahr 1998 benannte die Stadt Kiel die Straße, die an der Hinrichtungsstätte vorbeiführt, in „Oskar-Kusch-Straße“ um. Dort befindet sich auch ein Gedenkstein. In Altenholz befindet sich ebenfalls ein Gedenkstein für Oskar Kusch. Besonders eingesetzt für die Rehabilation des hingerichteten Marineoffiziers hat sich der Landtagsabgeordnete Jürgen Schönig (vgl.Jürgen Schöning - der Marathon-Man des Landtags (WELT 12.8.1999).

„Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Hans-Rudolf Boehmer, würdigte Oskar Kusch in seiner Ansprache anläßlich des Volkstrauertages 1996 als eine Persönlichkeit, die -- nachdem sie das Unrecht erkannt hatte -- allein ihrem Gewissen folgend Unrecht für Unrecht erklärte und dafür ihr Leben verlor.“

(http://www.holtenau-info.de/history/marineschiessplatz.htm)

Bereits im Jahr 1949 schrieb Rudi Pallas einen Artikel in den "Aachener Nachrichten" zur Erinnerung an seinen verstorbenen Freund.

Darin heißt es u.a.:

„ Wir kamen aus der bündischen Jugendbewegung. Es waren die Ahnungen einer schönen Welt, die in den tausend Zeltnächten an den Lagerfeuern unserer Jugend gesponnen wurden; es war die weltverlorene und unbestimmte Sehnsucht, die in den schwärmerischen Freundschaften unserer jungen Tage geboren wurde; es waren die rauschhaft schönen Lieder, gesungen in der Abgeschiedenheit unserer Lagergründe; es waren die traumhaften Freundesgespräche auf den Großfahrten. So schön und unvergeßlich es auch gewesen, alles in allem war es die Flucht einer verträumten Jugend aus der Wirklichkeit in ein romantisch versponnenes Jugendland. Wer so tief verwurzelt in einer idealisierten Welt lebte, wie wir jungen Menschen damals, mußte eines Tages, früher oder später, wenn er ehrlich vor selbst blieb, mit der Wirklichkeit der Dinge- besonders der Wirklichkeit der Jahre 1933-1945- in Konflikt kommen. Dieser Widerspruch wurde gelöst hinter den Stacheldrähten der KZ´s oder, wie im Falle Oskar Kusch, durch vollstreckte Todesurteile“

(Arno Klönne: puls 13-dokumentationsschrift der Jugendbewegung: "du weißt es-keine zeichen irrten" Südlegion-ein bericht über rudi pallas und den Jugendbund südlegion, September 1986, Verlag der Jugendbewegung, S.21)

„Ein anderes Mitglied der Südlegion (Oskar Kusch) wurde 1944 wegen Ablehnung des NS-Regimes zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dieser Tag, der 12. Mai 1944, ist heute im PBSL der Südlegiongedenktag, an dem an Oskar Kusch und dem Jungenbund Südlegion gedacht werden soll, damit diese Geschehnisse der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten und wir uns heute ein Beispiel an den wenigen Aufrechten dieser Zeit nehmen. “

Christoph Schaub (Boffel):Entstehung und Gründung des Pfadfinderbund Südlegion in Leitbilder - 25 Jahre Pfadfinderbund Südlegion e.V. 1993 (http://www.pbhorizonte.de/unser-bund/geschichte/gruendung.html)

Literatur

  • Arno Klönne: puls 13-dokumentationsschrift der Jugendbewegung: "du weißt es-keine zeichen irrten" Südlegion-ein bericht über rudi pallas und den Jugendbund südlegion, September 1986, Verlag der Jugendbewegung
  • Peter Hansen: Execution for Duty: The Life, Trial and Murder of a U-Boot Captain
  • Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Göttingen 2006 (Rezension)
  • Manfred Messerschmidt: Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945,2.durchgesehene Auflage 2008, S.203-205
  • Walle, Heinrich: Die Tragödie des Oberleutnants zur See Oskar Kusch, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1995 erschienen als Publikation des Deutschen Marine Insituts
  • Ders.: Zweimal zum Tode verurteilt, Militär & Geschichte Nr. 16, Pabel-Moewig (Anm.: Der Titel ist im übertragenen Sinne zu verstehen: Über die Tatsache, dass das Urteil nach dem Krieg bestätigt wurde, schreibt Walle: „Kusch wurde damit posthum noch einmal kriminalisiert...; man kann durchaus sagen, er wurde zum zweiten mal zum Tode verurteilt.“ (a. a. O., S.27))
  • Ders.: Ein deutsches Schicksal.Zweimal zum Tode verurteilt. Die Tragödie des Oberleutnants zur See Oskar Kusch, in sehepunkte, Baden-Baden 2003. (Inhaltsverzeichnis)

Weblinks

Webseiten

Gedenkstätten, Austellungen und Vorträge:

Zeitungsartikel und Zeitschriftenbeiträge:

Literarisches