Prunner Gelöbnis

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Das Prunner Gelöbnis entstand 1919 während eines "Deutschen Pfadfindertages" auf Schloss Prunn im Altmühltal, bei dem sich mehr bündisch orientierte Pfadfinderführer, die nach dem ersten Weltkrieg mit den im Deutschen Pfadfinderbund (DPB) gelebten militärischen Formen unzufrieden geworden waren, unter anderem mit der Meißner-Formel der Freideutschen Jugendbewegung auseinandersetzten. An dem Treffen nahmen auch österreichische Pfadfinderführer teil. Das zum Gelöbnis führende Gespräch zwischen den jeweiligen Wortführern, wurde später in einem Beiheft der Zeitschrift "Der Weiße Ritter" abgedruckt:

Diskussion und Entstehung


# Schürnbrand:
"Ich bin gegen jede Formel, weil es unmöglich ist,
für viele Menschen etwas unbedingt Gleiches als Ziel
hinzustellen, dem sie nachstreben sollen."

# Fritz Trebitzsch (Wien):
"Die Formel soll ja gar nicht alles enthalten,
was unsere Bewegung ausmacht, sondern nur die Hauptpunkte,
die unser Streben den Menschen gegenüber kennzeichnen,
die überhaupt kein Streben haben."

# Schürnbrand:
"Dann würde ich am liebsten die Meißner-Formel vorschlagen."

# Habbel:
"Ich habe Bedenken gegen die Worte 'eigene Bestimmung' die
allzu leicht gedreht und falsch angewendet werden können."

# Wimmer (München):
"Ich würde vorschlagen, selber und neu das auszudrücken,
was uns als das Ausschlaggebende erscheint."

# Karl Ettinger (Wien):
"Ich glaube auch, wir können uns nicht bedingungslos der
Meißner-Formel anschließen, weil sie wesentliches für uns,
der Pfadfinderei Richtung gebendes, nicht enthält. Wir in
Wien haben ein Gelöbnis, das diesem Fehler ausweicht:

   'Wir Pfadfinder wollen jung und fröhlich sein und mit
   Reinheit und innerer Wahrhaftigkeit unser Leben führen.
   Wir wollen mit Rat und Tat bereit sein, wo immer es gilt,
   eine gute und rechte Sache zu fördern.
   Wir wollen unseren Führern, denen wir Vertrauen schenken,
   Gefolgschaft leisten.'

Diese Formel hebt nicht nur das für uns Kennzeichnende hervor,
sie beseitigt auch einen inneren Widerspruch, der in der
Meißner-Formel steckt. Es gibt nämlich Leute, die mit ihrer
inneren Wahrhaftigkeit nicht die eigene Bestimmung vereinbaren
können. Und warum sollten die keine Pfadfinder sein können?
Das Wesentliche am Pfadfindertum ist ja nicht der Weg, den
jeder beschreitet. Das Ziel ist ja, der Menschheit näher zu
kommen, Menschenliebe, Glaube an das Gute im Menschen."

Wortlaut

Das PrunnerGelöbnis lautet:

Wir Pfadfinder wollen jung und fröhlich sein und mit Reinheit und innerer Wahrhaftigkeit unser Leben führen.

Wir wollen mit Rat und Tat bereit sein, wo immer es gilt, eine gute und rechte Sache zu fördern.

Wir wollen unseren Führern, denen wir Vertrauen schenken, Gefolgschaft leisten.

Weitere Entwicklungen

Dieses ursprünglich vom Wiener ÖPB'ler Karl Ettinger auf dem Pfadfindertag vorgetragene "ÖPB Gelöbnis" wird so zum "Prunner Gelöbnis", dass die folgenden Entwicklungen begleitet, bei denen über die regionalen orientierten Zusammenschlüsse der aus dem DPB hervorgehenden "Neudeutschen Pfadfinder" und "Jungdeutschen Pfadfinder" der bündisch verortete Bund Deutscher Neupfadfinder (BDN / "Neupfadfinder") entsteht.

Das Prunner Gelöbnis wurde beim Wiederentstehen der Bünde nach 1945 nicht wieder aufgegriffen und geriet zugunsten der Meißner Formel in Vergessenheit.

Die Bedingtheit der Gefolgschaft durch ein Vertrauensverhältnis ist ein wichtiges demokratisches Regulativ und steht, ernstgenommen, gegen jeden "Führerkult", der die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts in der bündischen Jugend auch prägte.