Brüder Oelbermann

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Die Zwillingsbrüder Oelbermann (* 24. April 1896 in Bonn), Karl († 9. Oktober 1974 auf Burg Waldeck), genannt Oelb, und Robert († 29. März 1941 im KZ Dachau), waren die Gründer des Nerother Wandervogel und bedeutende Persönlichkeiten in der Jugendbewegung.

Lebenslauf und Geschichtliches

Jugend und erster Weltkrieg

Die Zwillingsbrüder wuchsen zunächst zusammen mit ihren vier weiteren Brüdern in Bonn auf. 1908 verstarb ihr Vater. Sie besuchten zunächst die Vorschule des städtischen Gymnasiums und später die Realschule. Während dessen waren sie in einem Bibelkreis (BK) aktiv und nahmen an Ferienlagern teil. Als 1910 ihre Mutter schwer erkrankte, kamen sie in ein evangelisches Internat in Lennep im Bergischen Land. Über ihren älteren Bruder Eduard kamen sie zum Wandervogel und traten ihm bei. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges meldeten sie sich wie viele andere patriotische Wandervögel freiwillig und zogen trotz ihrer militärischen Ausbildung als Husaren als Infanteristen ins Feld. 1917 wurde Robert Oelbermann verwundet und schied aus dem Militärdienst aus. Im Lazarett traf er auf Paul Leser, der als der Mitbegründer des späteren Nerother Wandervogel gilt. Sein Bruder Karl beendete ebenfalls den Dienst um ihn zu pflegen. Beide wurden mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

nach dem ersten Weltkrieg

Mit dem Ende des 1.Weltkrieges 1918 war auch der Wandervogel verkümmert, da viele Mitglieder gefallen und viele Ideale vergangen waren. Von der Idee des Reformpädagogen Gustav Wyneken von einer Jugendburg beflügelt, rief Robert Oelbermann 1918 die „entschiedene Jugend“ auf, wieder Wandervögel zu sein und im Sinne Wynekens zu handeln.

Der "Geheimbund der Nerommen"

In der Silvesternacht 1919 gründete Robert Oelbermann zusammen mit seinem Bruder Karl, Paul Leser und fünf weiteren ausgewählten Freunden in der Mühlsteinhöhle an der Burg Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf bei Neroth/Eifel den Geheimbund der Nerommen. Erklärtes Ziel war es, Verantwortung für Jugend und Wandervogel zu übernehmen und „[...] die alte Stoßkraft des Wandervogels wieder zu erlangen, wie einst schon Karl Fischer und seine Pachanten (=Umherziehenden). Große Fahrten statt großer Worte. [...]“ (Robert Oelbermann). Danach wurden von den Nerommen die Nerother Weistümer als eine Art Grundgesetz verfasst. Die Erznerommen (Die ersten acht) nahmen in der folgenden Zeit immer weitere Mitglieder auf. Anfang 1920 machten sich die Brüder Oelbermann zusammen mit Kurt "Nauke" Lorenz zur Burgenfahrt auf, um eine Burg für eine Jugendburg zu finden. Zunächst stießen sie auf die Rauschenburg und glaubten sich am Ziel. Aber sie gingen noch zur nahgelegenen Burg Waldeck. Die Wahl fiel eindeutig auf Burg Waldeck. Auf dem Gautag des Wandervogelgau Rheinland 1920 trennten sich auf bestreben der Nerommen der Gau Rheinland von den Mädchen und der ganze Gau trat aus dem Wandervogel e.V. aus und dem Altwandervogel bei. Beim ersten Gautag auf Burg Waldeck Pfingsten 1920 fertigte der Architekt Karl Buschhüter erste Skizzen der Jugendburg an und der "Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg" wurde gegründet.

Streit im Altwandervogel

Auf dem Bundestag im August 1920 erklärte sich die Bundesführung des Altwandervogels als nicht einverstanden mit der Ritterschaft der Nerommen. Anschließend unternahmen die Brüder Oelbermann zusammen mit zwei weiteren Nerommen eine Großfahrt über die Alpen, was ihnen einen kleinen Gefängnisaufenthalt in Italien wegen illegalem Grenzübertritt einhandelte. Zur Weihnachtsfeier 1920 trafen sich die Brüder Oelbermann und einige Nerommen im Trierer Wandervogelnest, von wo aus sie zunächst zur Waldeck aufbrachen. Von dort aus unternahmen sie den ersten Hadschitippel (traditionelle Wanderung von Burg Waldeck zur Mühlsteinhöhle auf dem Nerother Kopf). Dort kam es zur Idee, einen eigenen Bund zu gründen. Das spätere Bundeszeichen, ein kämpfender Schwan wurde ebenfalls auf dieser Fahrt auf einer Wetterfahne der Schwanenkirchen nahe Schloss Pyrmont entdeckt. Im Januar 1921 traf sich eine Nerommenabordnung unter Robert Oelbermann mit Ernst Buske, dem Bundesführer des Altwandervogels im Wandervogelheim in Essen, der die Ritterschaft der Nerommen in Ehren entließ.

Der Nerother Wandervogel

Robert Oelbermann rief daraufhin in einem Rundbrief an die rheinländischen Wandervögel zur Gründung des Nerother Wandervogel auf. Am 27.März 1921 gründeten schließlich die Brüder Oelbermann den Nerother Wandervogel auf Burg Drachenfels bei Busenberg/Dahn mit Robert Oelbermann als Bundesführer. In den folgenden Jahren nahm die Jugendburg Waldeck immer mehr Form an und das Werk der Brüder Oelbermann blühte auf. Der Nerother Bund wurde immer größer und es wurden sogar erste Weltfahrten durchgeführt.

Der Beginn des dritten Reiches

Am 18. Juni 1933 wurde die Burg Waldeck von den Nationalsozialisten besetzt. Daraufhin erklärte Karl Oelbermann, der seinen auf Weltfahrt befindlichen Bruder Robert als Bundesführer vertrat, am 22. Juni 1933 den Bund für aufgelöst. Als Robert Oelbermann zurückkehrte, widerrief er die Auflösung, konnte aber den Nationalsozialisten nichts entgegensetzten und löste den Bund zum Jahreswechsel 1933/1934 schließlich, mit Rücksicht auf die jugendlichen Mitglieder, doch auf. Im Dezember 1934 schaffte es Robert Oelbermann noch einmal, mit einem Indienfilm Geld für Fahrtenfilme aufzutreiben.

Aktion „Vernichtung bündischer Reste“

1936 wurde er im Rahmen der Aktion „Vernichtung bündischer Reste“ inhaftiert. Um das zu rechtfertigen wurden von einigen Nerothern unter Folter Geständnisse zum Vorwurf der damals strafbaren Homosexualität (§175) erpresst. Karl Oelbermann entging der Festnahme, da er sich auf Großfahrt in Südafrika aufhielt und dort interniert wurde. Nach der Inhaftierung wurde Robert Oelbermann in Schutzhaft genommen. Dort schrieb er mehrere Briefe an die Behörden, in denen er Stellung zum Eros in den Bünden bezog. Sein damaliger Verteidiger, Willi Knoob, versuchte ihn davon abzuhalten, denn für die Nationalsozialisten waren diese Briefe ein gefundenes Fressen, wenn man sie nur böswillig sexuell interpretierte. Damit lenkte er aber den Fokus auf sich, was den 80 gleichzeitig inhaftierten Nerothern vermutlich ein schlimmes Schicksal ersparte. Die Befürchtungen von Willi Knoob bewahrheiteten sich, da nun Robert Oelbermann - nachdem die Nazis zwei seiner Schreiben zusammenfügten und so über "Beweise" seiner Schuld im Sinne des §175 - als den Theoretiker der gleichgeschlechtlichen Liebe präsentierten und er in das KZ Oranienburg verbracht wurde. Später ins KZ Sachsenhausen und schließlich ins KZ Dachau, wo er am 29. März 1941 an den Folgen der Haft, eine Entzündung in seiner alten Kriegsverwundung, verstarb.

Nach dem Krieg - Wiedergründung des Nerother Bundes

Karl Oelbermann kehrte 1950 aus Südafrika zurück und übernahm die Bundesführung des neugegründeten Nerother Wandervogel, der sich dann von der aus ihm hervorgegangenen Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V. entfernte und schließlich spaltete. Karl Oelbermann formte den Nerother Wandervogel traditionell, was ihm langfristig das Überleben sicherte. Für einige Jahre erwarb der Nerother Wandervogel unter seiner Führung eine weitere Burg (Burg Hohlenfels/Taunus). Karl Oelbermann (Oelb) gab um 1970 eine Glocke aus gesammeltem Buntmetall für seinen Bruder Robert in Auftrag, die 1972 in der Kapelle in Dorweiler geweiht wurde. Diese hängt heute in der inzwischen fertiggestellten Burgkapelle auf Burg Waldeck. 1974 besuchte er die neuentstehende Jugendburg Burg Balduinstein und verstarb am 9. Oktober 1974 auf Burg Waldeck. Sein Nachfolger wurde Fritz-Martin Schulz (bis heute im Amt).

Filme von Robert und Karl Oelbermann

  • 1927 – Nerother Bundestag 1927. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: W. Heinrichsdorf.
  • 1927 – Indienfahrt. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Otto Rösner.
  • 1929 – Flandern – Skandinavien. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1930 – Griechenlandfilm. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1930 – Bundestag Ehrenbreitstein. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1930 – Deutsche Jungen wandern durch Griechenland. Erster Nerother Tonfilm der UFA. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1930 – Hagion Oros, ein Mönchstaat auf dem heiligen Berg Athos. UFA-Film. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1930 – Pohjola-Nordland. Finnlandfilm. Regie: Karl Oelbermann. Kamera: Mohri, Hacke.
  • 1931 – Bundestag am Moosenberger Maar. Regie: Robert Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1931 – Das Wikingerschiff. Rheinfahrt von Oberlahnstein zum Meer. Regie: Karl Oelbermann. Kamera: Theo Slickers.
  • 1931 – Orientkreuzzug. Regie: Karl Oelbermann. Kamera: Theo Slickers.
  • 1932 – Unter den Indianern Südamerikas. (Weltfahrt). Regie: Robert und Karl Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1932 – Unter Gauchos und Inkas. Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1932 – Fahrt zum Iguassu. UFA-Tonfilm. Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1932 – Deutsche Auswanderer in Brasilien, UFA-Tonfilm. Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1932 – Unter Majas, Inkas und Asteken. UFA-Tonfilm. Regie: Robert und Karl Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1932 – Wunderbauten aus Chinas Kaiserzeit. UFA-Tonfilm. Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1934 – Landjahrfilm. Landjahrleben auf Burg Waldeck. Regie und Kamera: Karl Mohri.
  • 1934 – In den Schluchten des Balkans. Regie: Karl Oelbermann. Kamera: Karl Mohri.
  • 1934 – Eine Kameradschaft zieht um die Welt. Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1934 – Dai Nihon, der Ursprung der Sonne. Regie: Robert Oelbermann.
  • 1935 – Spanienfahrt. Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Rudi Siebert. Synchronisation: Karl Oelbermann, H. Poppelreuther.
  • 1935 – Japanfilm. Kulturfilm der Kifo, Regie: Robert Oelbermann, Kamera: Mohri, Hartmann.
  • 1936 – Deutsches Land in Afrika. Kulturfilm der Kifo, Regie: Helmut Bousset, Kamera: Karl Mohri.

Werke von Robert Oelbermann

  • Robert Oelbermann: Unter Toreros und Fremdenlegionären – Mit deutschen Jungen durch Spanien und Marokko (1928) Safari-Verlag, Berlin
  • Robert Oelbermann: Kameraden singt - Lieder der Bauhütte (1935), Reprint ISBN 3-7638-0239-8

Literatur

  • Werner Helwig: Die Blaue Blume des Wandervogels (1960/1998)ISBN 3-88778-208-9
  • Gerhard Ziemer: Der Wandervogel und Zum politischen Standort der historischen Jugendbewegung (1984) Selbstverlag Nerother Wandervogel, Dorweiler
  • Nerohm (Fritz-Martin Schulz): Die letzten Wandervögel (2002). ISBN 3-88778-197-X
  • Werner Kindt: Dokumentation der Jugendbewegung Band 3: Die deutsche Jugendbewegung 1920 bis 1933. Die Bündische Zeit. Diederichs, Düsseldorf 1974. ISBN 3-424-00527-4

Weblinks